Wie lange dieses Buch schon im Regalfach „noch zu lesen“ lag? Bestimmt ein Jahr. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut! Letztendlich kamen immer wieder andere Bücher dazwischen, auf die ich mich noch mehr gefreut hatte, oder die einfach zeitnah gelesen werden wollten. Doch nun – endlich – bin ich mit diesem Buch durch und kann euch meine äußerst zwiegespaltene Meinung dazu verraten.
Über „In dieser ganz besonderen Nacht“
Nach dem Tod ihrer Mutter muss Amber, die in einer deutschen Kleinstadt gelebt hat, nach San Francisco ziehen – zu ihrem Vater, den sie kaum kennt. Sie fühlt sich einsam und verlassen. Eines Abends begegnet sie dort in einem leer stehenden Haus Nathaniel, einem seltsam gekleideten Jungen. Er scheint der Einzige zu sein, der sie versteht. Aber er bleibt merkwürdig auf Distanz. Als Amber den Grund dafür erfährt, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg: Nathaniel stammt aus einer anderen Zeit und die beiden können niemals zusammenkommen. Doch in einer ganz besonderen Nacht versuchen die beiden das Unmögliche …
Preis: 9,99 Euro
Erschienen: 09.02.2015
Weitere Infos zum Buch
Nur schwer konnte ich mich von seinem Anblick losreißen und ihm noch ein flattriges Lächeln schenken, während mein Magen Achterbahn fuhr. Mit Looping. (Seite 154)
„In dieser ganz besonderen Nacht“ beleuchtet mehrere Schwerpunkte. Zum einen geht es darum, wie Amber mit dem Tod ihrer Mutter und dem Umzug nach San Francisco umgeht, wie sie sich in ihrem umgekrempelten Leben zurechtfindet und wie sich die Beziehung zu ihrem Vater entwickelt. Diesen Teil empfand ich als sehr gelungen. Ich konnte mich vollkommen in die Protagonistin hineinversetzen und ihre Sorgen und Ängste nachempfinden.
Weiterhin nimmt die Liebesgeschichte zwischen ihr und Nathaniel natürlich viel Raum ein. Das zögerliche Kennenlernen, die wachsende Zuneigung und die Entdeckung des Geheimnisses bereicherten die Geschichte. An dieser Stelle kommt natürlich ein Hauch Mystery mit ins Spiel, was ich ebenfalls genossen habe. Es war genau die richtige Dosis Mystery, Liebe und Familiendrama. An mehreren Abenden konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Sehr gut gefiel mir außerdem die Rolle, die Nicole C. Vosseler der Stadt San Francisco zugesteht. Die Stadt wird vor den Augen des Lesers lebendig, wir streifen durch Straßen und entdecken sie mit Amber zusammen. Da ich schon immer eine Schwäche für San Francisco hatte, war das natürlich wunderbar.
Im Verlauf des Buches baut die Autorin immer wieder Wendungen ein, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt mitnehmen. Es wird kontinuierlich Spannung aufgebaut und die Gefahr, in die sich Amber und Nathaniel bringen, nimmt zu. Im letzten Drittel erinnerte es jedoch stellenweise an eine Daily Soap, in der Drama auf Drama folgt, um den Leser bei der Stange zu halten. Es wurde zu viel des Guten.
Und dann kam die große Enttäuschung auf den letzten Seiten. Ich möchte nicht zu viel verraten, doch die Auflösung hielt nicht das, was sie versprach. Sie wirkte viel zu weit hergeholt und darum bemüht, gefällig zu sein. Alles in allem traf das Ende einfach nicht meinen Geschmack. Dadurch wurde meine Freude am Buch leider sehr getrübt. Außerdem hätte ich mir sehr gewünscht, dass der Klappentext weniger über Nathaniel verrät. Dadurch wird ein spannendes Überraschungsmoment verspielt.
Schreibstil
Mein Herz hüpfte auf und ab wie ein Gummiball; ich wandte rasch den Kopf ab, damit er nicht sah, wie ein Strahlen auf meinem Gesicht explodierte, und musste ihn dann trotzdem wieder anschauen. (Seite 177)
Die Autorin schreibt sehr melodisch und frisch. Die Worte fliegen einem nur so zu, sodass sich das Buch trotz des beträchtlichen Umfangs zügig lesen lässt. Das absolute Highlight für mich ist aber – wie schon erwähnt – die großartige Beschreibung der Stadt. Nicole C. Vosseler verbrachte selbst einige Zeit in San Francisco und die Schauplätze im Buch entsprechen weitestgehend realen Schauplätzen. Und das spürt man. Alles wirkt echt und lebensnah, sogar die Charaktere fügen sich ganz harmonisch in das Stadtbild ein. Herrlich.
Charaktere
Dieses berauschende Gefühl, wieder in einem Körper zu stecken, alles wieder lebhaft zu fühlen, zu riechen, zu schmecken. (Seite 360)
So stark die Themen Entwurzelung, Neuorientierung in einer fremden Stadt und das Zusammenleben mit einem bisher unbekannten Vater auch sind – so schwach fand ich leider sowohl Amber als auch Nathaniel als Protagonisten. Amber ist zwar durchaus sympathisch und auch Nathaniel ist interessant mit seinem zurückhaltenden, leidenden, sehnsuchtsvollen und verwirrten Charakterzügen – doch sie allein können die Geschichte meiner Ansicht nicht tragen.
Das Drumherum ist es, dass „In dieser ganz besonderen Nacht“ lesenswert macht. Das wäre zum einen die Stimmung, die Vosseler durch ihren Schreibstil erzeugt. Zum anderen sind es die Nebencharaktere wie Matt Chang beispielsweise, den ich auf Anhieb sehr mochte. Oder Holly und Abby, die beide durchaus spannend sind. Von ihnen allen hätte ich gerne noch mehr erfahren. Ebenso von Ambers Vater Ted, der zwar stets gegenwärtig ist, neben der Gruppe von Freunden jedoch unterging.
Fazit
Ein Jugendbuch, das mich zu Beginn absolut begeistert hat. Mystery und Liebe werden in einem spannungsreichen Bogen kombiniert. Das Ende hat mich persönlich jedoch vollkommen enttäuscht. Da dies aber Geschmackssache ist, empfehle ich das Buch allen Lesern, die sich für eine geheimnisvolle Liebesgeschichte begeistern können.
♥ Gemeinsam gelesen ♥
„In dieser ganz besonderen Nacht“ habe ich gemeinsam mit Tina von super.lese.helden gelesen. Habe ich schon erwähnt, dass sie ganz großartig ist und überhaupt einen ganz fantastischen Blog hat? Ist sie und hat sie! 🙂 Ihre Rezension verlinke ich hier, sobald sie erschienen ist.
Weitere Rezensionen zum Buch aus meinem Netzwerk
Eine super tolle Rezension! Damit katapultierst du das Buch auf meine Wunschliste! 😀 vielen Dank! ♥
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Sehr gerne 🙂 Ich bin schon wahnsinnig gespannt auf deine Meinung zum Buch (wann immer du es liest ;))!
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Bei mir SuBt der Roman noch rum… Deine schöne Rezension hat leider nicht dazu beigetragen, dass ich das Buch bald vom SuB befreien werde 😀 Aber ganz außen vor lasse ich es nicht 🙂
Liebe Grüße, Vanessa
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Liebe Vanessa,
der Anfang und die ersten beiden Drittel sind schon ziemlich gut. Das Ende ist aber einfach nichts für mich 😦 Lies es ruhig, vielleicht kann es dich ja überzeugen. Auf jeden Fall wäre ich ganz gespannt auf deine Meinung 😀
Liebe Grüße,
Anna
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Oh als es neu rauskam, hab ich es auch sofort gelesen, durchaus auch zügig.
Aber mir ging es ganz ähnlich, wie dir: das Ende war richtig unpassend und die Liebesgeschichte zu platt!
War eines der Bücher bei denen ich bis heute diese Enttäuschung spüre, wenn ich daran denke….
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Oh ja, viel zu platt am Ende! Ich war richtig sprachlos, wie schlicht für jeden ein Happy End fabriziert wurde… Kann ich absolut nachempfinden, dass du die Enttäuschung bis heute spürst. Schade eigentlich, es fing so gut an!
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Ich hab’s ja immer noch nicht gelesen haha. Aber Mariposa von der Autorin fand ich letztes Jahr ganz toll.
Aber mal schauen… Vielleicht kann ich mich ja in den nächsten Monaten dazu überwinden. Jetzt wo ich Saskia mein zweites Exemplar geschickt hab 😀
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Ja… ich weiß eigentlich auch nicht so recht, wie ich es nun doch geschafft habe es zu lesen 😉 Die Zeit war wohl einfach reif. Ich freue mich schon ganz doll auf eure Meinung! Also los, auf geht’s – lesen 😀
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