[Rezension] „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ von Sabine Schoder

Nachdem ich von allen Seiten nur die besten Meinungen zu diesem Buch gehört hatte, gönnte ich es mir schließlich am Welttag des Buches. Ich liebe das Cover und den Titel – vor ein paar Jahren hätte ich es mir sicherlich gerne als Ausdruck in Großformat an die Wand gehangen. Doch konnte mich auch das Innenleben des Buches überzeugen? Das erfahrt ihr hier.

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Über „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“

Optimistisch gesehen ist Vikis Leben eine Vollkatastrophe. Da kann man schon mal aus Frust ein paar Tüten zu viel rauchen. Da kann es auch passieren, dass man nach einem Konzert mit dem Sänger der Band im Bett landet, obwohl man den eigentlich total bescheuert findet.

Wirklich.
Kein großes Ding.
So was passiert.
Aber ausgerechnet ihr?
Nein!
Ganz.
Sicher.
Nicht.

Oder vielleicht doch?

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Verlag und Copyright: S. Fischer Verlage
Preis:
 12,99 Euro
Format: Paperback
ISBN: 978-3-7335-0151-8

Erschienen: 23.07 2015
Weitere Infos zum Buch

Ich bin das absolute Gegenteil von diesem Kerl. Er ist Licht und ich bin Schatten; wenn er seine Zähne zeigt, nennt man das Lächeln, bei mir heißt es Fletschen. (Seite 62)

Es ist ja so eine Sache mit den Erwartungen. Oder vielmehr mit übersteigerten Erwartungen. Ich ärgerte mich während des Lesens immer wieder so sehr, dass ich nach den zahlreichen Lobeshymnen nicht weniger voreingenommen lesen konnte und ein einzigartiges Meisterwerk erwartete. Natürlich wurde ich enttäuscht.

Aber: Ein äußerst gelungenes Jugendbuch ist es auf jeden Fall. Denn es behandelt Probleme, Sorgen und Nöte sowie Gefühle der jugendlichen Charaktere mit einer ungekünstelten Ernsthaftigkeit und Direktheit, dass es einen sofort mitreißt. Autorin Sabine Schoder hat darauf geachtet, dass ihre Geschichte authentisch und lebensnah ist. Nichts wirkt überzogen. Damit hatte sie mich schon auf den ersten Seiten für sich gewonnen.

Darüber hinaus lebt „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ von seinen Charakteren. Sie füllen das Buch mit Drama, Herz und Schmerz. Hinzu kommt ein gut konstruierter Spannungsbogen. Ich fieberte in jeder Zeile mit, obwohl sich einige Entwicklungen früh ahnen ließen. Allein das Ende machte mich nicht ganz so glücklich. Zwar wurde ich hier sehr überrascht, doch ich hätte mich mit einem anderen Ausgang etwas mehr anfreunden können.

Schreibstil

Ich verwandle mich in ein Brett, ungeschliffen, mit abstehenden Splittern. Keinen Millimeter gebe ich der Umarmung nach; ich bringe es nicht mal fertig, ihn anzusehen. (Seite 141)

Erzählt wird konsequent aus der Sicht von Viki. Es ist ihre provokante Stimme, die uns von ihrem schwierigen Alltag und ihren bitteren Erfahrungen, aber auch von ihren Hoffnungen erzählt. Die Autorin verleiht ihr eine enorm ausdrucksstarke und pointierte Stimme, die einen so schnell nicht mehr loslässt.

Charaktere

Eine Welle Angst überrollt mich, trotzdem lasse ich ihn nicht los. Vielleicht ist das Liebe. Kein Wort, keine Geste, nicht einmal ein Gefühl. Sondern eine Entscheidung. (Seite 279)

In die Charaktere von Jay und Viki konnte ich wunderbar eintauchen. Sie sind detailliert gezeichnet und sie ergänzen sich harmonisch. In Jay sieht Viki anfangs nur den Rocker, der die Frauen flachlegt. Doch entgegen dieses ersten Eindrucks ist er in Wirklichkeit nachdenklich, schweigsam und feinfühlig. Ich mochte ihn sehr. Viki fand ich jedoch um einiges spannender. Sie ist wie ein Panzer. Sie hat Mauern um sich herum errichtet, um ihr Leben verkraften zu können. Die Art, wie sie mit Situationen, Menschen und Gefühlen umgeht, war zu jeder Zeit nachvollziehbar. Eine hervorragende Charakterentwicklung.

Fazit

Ein derart sensibles, ehrliches und gefühlvolles Buch habe ich lange nicht mehr gelesen (auch wenn meine Erwartungen an das Buch tatsächlich noch höher gewesen waren). Nach diesem Debüt kann ich es kaum erwarten, ein weiteres Werk von Sabine Schoder in den Händen zu halten.

Über Sabine Schoder

Sabine Schoder, Jahrgang 1982, hat Graphikdesign in Wien studiert und einige Partys in dunklen Bars gefeiert. Ob sie ihren Jay Feretty dort gefunden hat, bleibt ein Geheimnis. Heute lebt sie fernab vom Großstadttrubel in Vorarlberg. ›Liebe ist was für Idioten. Wie mich.‹ ist ihr Debüt.

2 Gedanken zu “[Rezension] „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ von Sabine Schoder

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