[Rezension] „Die Schwestern vom Eisfluss“ von Rebecca Maly

Island. Island! Wenn ich den Namen dieser Insel lese, schlägt mein Herz direkt höher. Wenn dann noch ein Buch von Island handelt, ist es um mich geschehen. Leider war ich noch nie dort, doch immerhin habe ich nach „Die Schwestern vom Eisfluss“ das Gefühl, eine Reise dorthin unternommen zu haben. Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Über „Die Schwestern vom Eisfluss“

Mitten im Winter verliert die junge Magd Jorun ihre Anstellung und muss zurück zum elterlichen Hof, dabei wollte sie ihre spröde Schwester nie wiedersehen. Doch bald entdeckt sie ein wohlgehütetes Geheimnis: In einer abgelegenen Hütte versorgt Salbjörg den schwer verletzten Erlendur, den sie bewusstlos und beinahe erfroren im Gestrüpp fand. Der Nachbarssohn wird des Mordes beschuldigt und überall gesucht – ihm selbst fehlt jedoch jede Erinnerung an das, was geschehen ist. Jorun beginnt, ihr Herz an Erlendur zu verlieren, an den Mann mit den eisblauen Augen. Auf keinen Fall darf Salbjörg davon erfahren, da diese ihn auf geradezu fanatische Art begehrt …

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Verlag und Copyright: Rowohlt Verlag
Preis:
 9,99 Euro
Format: Hardcover
ISBN: 978-3499272547

Erschienen: 21.10.2016
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„Alte Lavaströme zerteilten die Sandflächen. Sie waren im Fluss erstarrt, das zähe Material hatte sich aufgeschoben, bis es aussah wie alte faltige Haut. Trollgesichter in den Felsen, runzlige Arme und gekrümmte Finger, die nach den Reitern zu greifen schienen.“ (Seite 216)

Ich habe festgestellt, dass meine Notizhefte bei Büchern die mir eher nicht gefallen, vor Anmerkungen schier überquellen. Gefällt mir ein Buch hingegen gut, habe ich einen mageren, halb gefüllten Zettel mit Notizen neben mir liegen, die nicht mal besonders vielsagend sind. Anscheinend war ich zu sehr mit Lesen beschäftigt. „Die Schwestern vom Eisfluss“ von Rebecca Maly ist so ein Beispiel und nun versuche ich mich zu besinnen, was dieses Buch zu so einer wunderbaren Lektüre macht.

Der Start ist ziemlich packend, so dass man direkt erfahren möchte, wie es den Charakteren ergehen wird. Da gibt es zum einen die Mordfrage – hat Erlendur jemanden getötet? Und zum anderen die Dreieckskonstellation zwischen Jorun, Salbjörg und Erlendur. Darüber hinaus bringt jeder Charakter für sich genommen eine interessante Geschichte mit sich. All dies sorgte dafür, dass ich vollkommen von der Geschichte gefangen genommen wurde und in das raue und ursprüngliche Leben auf Island eintauchte, das unerbittlich und gleichzeitig ergreifend schön sein kann. Ich war hingerissen von dem Plot und den reichen Landschaftsbeschreibungen.

Was mir besonders positiv auffiel ist, dass der Roman von Maly zu keiner Zeit zu dicht, zu eindringlich oder zu romantisch ist. Die Autorin balanciert ihre Elemente gekonnt aus, so dass man sich als Leser enorm geborgen fühlt, ohne sich zu langweilen.

Charaktere


„Die Schwestern vom Eisfluss“ hat drei Protagonisten, Jorun, Salbjörg und Erlendur. Alle Charaktere sind sehr gut angelegt und handeln nach ganz eigenen Motiven. Salbjörg ist weniger sympathisch, die Lebensumstände haben sie hart und verbittert gemacht. Jorun ist hoffnungsvoller und leidenschaftlicher, doch auch sie hat das Schicksal gezeichnet. Erlendur ist willensstark und liebenswürdig. Ich kann nicht sagen, dass ich jemanden mehr mochte als den anderen, denn sie alle berührten mich mit dem was sie taten und dachten.

Die Nebencharaktere sind ebenfalls eine Bereicherung: Torgur, der Mann von Salbjörg, Thorstein, der beste Freund von Erlendur, sowie die Atlisöhne, Erlendurs Widersacher seit Kindheitstagen. Auch wenn Rebecca Maly ihnen nur mehr oder weniger kurze Passagen zugedacht hat, so füllen sie diese doch äußerst gelungen mit Leben.

Schreibstil


Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Jorun, Salbjörg und Erlendur. Und wenngleich die Erzähler sehr unterschiedliche Charaktere sind, ließ sich die Geschichte absolut flüssig und angenehm lesen. Ich habe es genossen, auf diese Weise die jeweiligen Erinnerungen, Gedanken und Hoffnungen mitzuerleben. Besonders zeichnet sich der Schreibstil durch die genauen Beschreibungen der Landschaft aus. Für einen Island-Roman ein Muss, finde ich – umso glücklicher war ich, dies hier auch tatsächlich wiederzufinden.

Fazit


Ein stiller, aber eindringlicher Roman über Freude und Last von Familie, Verlust, Durchhaltevermögen in schweren Zeiten und die Liebe – umrahmt von der wilden Natur Islands. „Die Schwestern vom Eisfluss“ hat mir wunderbare Lesestunden geschenkt, so dass ich es gerne weiterempfehle.

♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Über Rebecca Maly


Rebecca Maly, geboren 1978, studierte Skandinavistik und Archäologie und arbeitete zunächst als Lektorin, bevor sie selbst zu schreiben begann. Sie liebt Reisen und ist fasziniert von der Kultur nordischer Völker, von ihrer Geschichte, ihren Lebensweisen und Landschaften. Dieser Leidenschaft geht sie im Sommer bei verschiedensten archäologischen Ausgrabungen nach – und im Winter beim Schreiben ihrer atmosphärischen Romane. In ihrer Freizeit genießt sie es, lange Ausritte in die Natur zu unternehmen, zu klettern oder gemütlich mit ihren Katzen zu Hause zu lesen.

10 Gedanken zu “[Rezension] „Die Schwestern vom Eisfluss“ von Rebecca Maly

      1. Zum Glück ist „Die Spuren meiner Mutter“ bislang sehr unterhalsam. Morgen kommt eine Rezi zu „Liebe, Zimt und Zucker“, was in meinen Augen ein toller Liebesroman ist. Ich hoffe, dass deine nächste Lektüre besser sein wird. ❤

        Ich freue mich auch sehr über den Austausch! Man kann natürlich nicht immer einer Meinung sein, aber es ist schön Menschen "um
        sich herum" zu haben, mit denen man auf einer Wellenlänge ist. ❤

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      2. „Liebe, Zimt und Zucker“ ist mir schon öfters ins Auge gefallen, da freue ich mich, mehr drüber zu erfahren 🙂 Mein nächstes Buch wird „Scherbenmond“ von Bettina Belitz. Da ich Band 1 sehr gut fand, sollte Band 2 mich nicht enttäuschen ❤
        Wünsch dir einen schönen Abend!

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