Unheimlich und spannend. Ein klassisches Mystery-Horror-Abenteuer.
Auf „Palast der Finsternis“ von Stefan Bachmann wurde ich schon beim Anblick der Leseprobe neugierig. Das Cover sieht so herrlich düster-unheimlich aus und sowohl Titel als auch Klappentext klangen mindestens ebenso verheißungsvoll. Ich liebe gute Gruselgeschichten – auch wenn ich sie nicht abends vor dem Einschlafen lesen kann. Doch tagsüber sorgen sie für genau die richtige Dosis Gruselfaktor. Am liebsten sind mir klassische und gradlinige Storys, mit Spukhäusern und seltsamen Erscheinungen. Barbara Erskine ist eine Autorin, deren Romane teils diese Richtung einschlagen. In „Palast der Finsternis“ schreibt Bachmann nun über einen unterirdischen Palast und Räume, in denen sich Abgründe auftun – ich fühlte mich extrem angesprochen.

Tatsächlich nimmt die Geschichte auch einen entsprechend von mir erwarteten Verlauf. Fünf Jugendliche gelangen in besagtes Schloss und erleben so einige finstere Dinge, die ich mir nicht zu sehr im Detail vorstellen mochte. Der Autor beschränkt sich jedoch nicht nur auf sonderbare Begegnungen und unerklärliche Vorkommnisse, sondern baut zusätzlich noch eine Art Abenteuer-Parcours mit ein, so dass für ausreichend Action gesorgt ist. Schlussendlich ist „Palast der Finsternis“ meinem Empfinden nach eine Mischung aus „Indiana Jones“ und „Die Fünf Freunde“ oder wahlweise „TKKG“. Einige Elemente erinnerten mich auch sehr stark an den Film „Cube“ aus dem Jahr 1997, in dem eine Gruppe Menschen in einem aus Würfeln bestehenden Gebäude erwachen und einen Weg nach draußen suchen. Dabei begegnen sie in jedem Raum neuen tödlichen Fallen und Gefahren.
Wir sind irgendwie lächerlich. Wie eine Gruppe übereifriger Söldner in einem billigen Science-Fiction-Film, die sich mit Haushaltsgegenständen bewaffnen. (Seite 131)
Diese Assoziationen entzogen dem Roman leider ein wenig seine Wirkkraft. Nichtsdestotrotz gibt es vieles, was diese Geschichte einzigartig macht. Zum einen wären das die Rückblenden in die Vergangenheit, durch die der Leser mehr über den Ursprung des Palastes erfährt. Hier erzählt Aurélie, die Tochter des Adligen, der den Bau des Palastes beauftragt. Sie ist ein sehr sympathischer Charakter, ein liebenswerter und mutiger Sturkopf. Zudem ist diese zweite Zeitebene unerlässlich, um die gesamte Tragweite des Geschehens zu verstehen.
Aufgelöst werden die Zusammenhänge erst ganz am Ende der Geschichte. Bis dahin wird der Leser getrieben von Ahnungen, doch letztendlich war ich doch sehr überrascht. Stefan Bachmann hat sich etwas einfallen lassen! Einziger kleiner Wermutstropfen: Gegen Ende wurde mir alles doch ein wenig zu verrückt und wirr und blutig. Die Geschichte beginnt wunderbar subtil mysteriös, das verliert sich etwas im weiteren Verlauf.
„Angenommen, wir lassen uns nicht mehr einschüchtern und unternehmen etwas, anstatt nur schreiend durch die Gegend zu rennen?“
„Ich glaube, schreiend herumzurennen war ein ziemlich akzeptables Benehmen unter den gegebenen Umständen“, erwidert Jules. (Seite 275/276)
Gut gefiel mir wiederum, dass zwischen Mystery und Horror noch Raum für Emotionen bleibt. Diese gefühlvollen Momente hat Stefan Bachmann sehr harmonisch in das große Ganze eingebunden. So hat mich beispielsweise Aurélie’s Schicksal sehr berührt und beinahe zu Tränen gerührt. Angenehm entwickelte sich auch Anouk, die mir anfangs durch die Bank weg unsympathisch war. Sie zeigt sich im Palast von einer anderen Seite, so dass ich Verständnis für sie entwickeln konnte. Am besten war aber die Dynamik der Jugendlichen untereinander, die sich in dieser Extremsituation wiederfinden und irgendwie damit zurechtkommen müssen.
Fazit
Stefan Bachmann bietet dem Leser in „Palast der Finsternis“ eine spannende Geschichte voller Mystery und Horror. Die Charaktere sind anfangs etwas sperrig, bringen letztendlich jedoch sehr viel Emotionalität mit rein. Leider waren mir einige Ideen nicht ganz neu, dennoch funktioniert der Roman gut, unterhält und bietet eine kurzweilige Zerstreuung. Eine lange nachwirkende Geschichte ist es für mich nicht – doch muss es das immer sein? 😉
♥ ♥ ♥ ♥|♥
Palast der Finsternis
Die Außenseiterin Anouk ist mit vier anderen Kandidaten nach Paris gekommen, um einen lange verschütteten unterirdischen Palast zu erforschen, den ein verrückter Adliger zur Zeit der Französischen Revolution als Versteck für seine Familie erbauen ließ. Doch nachdem die Jugendlichen einmal durch die Tür mit dem Schmetterlingswappen getreten sind, erwartet sie in jedem weiteren Raum ein neuer Abgrund, den sie nur gemeinsam bezwingen können.
Verlag und Copyright: Diogenes Verlag
Preis: 18.00 Euro
Format: Paperback
ISBN: 978-3-257-30055-0
Erschienen: 23. August 2017
Zur Webseite
Über Stefan Bachmann
Stefan Bachmann, geboren 1993 in Boulder/Colorado, lebt in Zürich, wo er seit seinem 11. Lebensjahr das Konservatorium besucht (und dort inzwischen den Bachelor in den Fächern Orgel und Film-Komposition absolviert). Sein von der Liebe zu Steampunk, Charles Dickens und C.S. Lewis’ ›Chroniken von Narnia‹ inspiriertes Debüt, ›Die Seltsamen‹, war ein Riesenerfolg in den USA und auch in Deutschland.
Stimmen anderer Blogger
Bücherkaffee | Buchperlenblog | Kejas-Blog | Pan Tau Books | Zeilenwanderer | Lesewelle
Hallo!
Eine ganz tolle Rezension. 🙂
Mir ging es ähnlich, denn für mich kam die Story auch nicht so neu daher. Ich habe allerdings mehr an Das Geisterschloss gedacht. 😀
Aber dieses mysteriöse im Hintergrund bleibende gruselige fand ich klasse.
Mir persönlich gefiel das Ende wieder sehr gut, gerade weil es wieder etwas mehr an Fahrt gewann.
Werde dich gerne verlinken wenn meine Rezension erscheint.
Liebe Grüße
Diana
LikeGefällt 1 Person
Hi Diana,
stimmt, Das Geisterschloss passt auch extrem gut zur Story 🙂 Und ja, das Ende gewinnt an Fahrt, ich fand den Kontrast zu dem Mysteriösen nur recht groß. Aber insgesamt ein großartig unheimlicher Roman!
Ich verlinke dich auch gleich 🙂
Liebe Grüße
Anna
LikeGefällt 1 Person
Eine schöne Rezension und lieben Dank für die Verlinkung! Du hast definitiv recht, es müssen nicht immer lang-nachhallende Geschichten sein, und ein wenig schmunzeln musste ich ja – Horror, najaaaaa *lach
Hab einen feinen Sonntag :-*
LikeGefällt 1 Person
Jawohl Horror 😉 Zumindest für zart besaitete Menschen wie mich 😂
Wünsche dir auch einen zauberhaften Sonntag 😚
LikeGefällt 1 Person
Huhu liebe Anna,
eine tolle Rezension von dir 🙂
Das Buch reizt mich ja schon ziemlich. Doch hab ich ein wenig Bedenken, wegen dem Horror-faktor. Bin ein wenig „leicht beseidet“ und weiß nicht, ob es mir nicht zu extrem wird.
Allerdings hast du mich jetzt noch neugieriger gemacht und meine Entscheidung zum Buch doch wieder etwas mehr bestärkt 😉
Ganz liebe Grüße
Nadine
LikeGefällt 1 Person
Liebe Nadine,
ich bin auch total empfindlich, was Horror angeht 😄 Es ging wirklich, solange ich nicht abends gelesen habe 😉 Der historische Aspekt sowie die ganzen Zusammenhänge spielten zudem eine so wichtige Rolle, dass ich mit unheimlichen Szenen gut zurechtkam ☺️
Liebe Grüße und genieß den Sonntag!
LikeLike