Gefesselt – Der Anfang von Elenor Avelle |Rezension

Geister nannten sie sie. Sie waren nur noch Hüllen ohne Seele. Man hatte ihnen ihre Persönlichkeit genommen. (Seite 9)

Elenor Avelle hat mit „Gefesselt – Der Anfang“ einen beklemmenden Roman mit einem erschreckend realistischen Szenario geschrieben. Ich war begeistert von der Kreativität der Autorin. So viele Ideen, so viele ungeahnte Wendungen! Gleichzeitig lässt sie sich für ihre Erzählung Zeit, nichts wirkt überstürzt abgehandelt, alles folgt einem beständigen Rhythmus. Worum geht es: Rebecca und ihre Zwillingsschwester Gabriella sind hochintelligent und zahlreiche Unternehmen buhlen darum, sie als Mitarbeiter zu gewinnen. So auch Genetics. Gabriella genießt den vermeintlichen Ruhm und beginnt, für Genetics zu arbeiten, doch es dauert nicht lange, ehe sie spurlos verschwindet. Was kann bloß passiert sein? Rebecca beginnt mit der verzweifelten Spurensuche.

„Gefesselt – Der Anfang“ hat zwei parallel verlaufende Handlungsstränge. In einem begleiten wir Rebecca bei ihrer Suche nach Gabriella, im anderen lernen wir Gill kennen, der eine militärische Laufbahn einschlägt, um der Übermacht seines kontrollsüchtigen Vaters zu entkommen. Beide Handlungsstränge bewegen sich unaufhaltsam aufeinander zu und sind gleichermaßen spannend und unterhaltsam. Wer nun mit einer aufkeimenden Romanze rechnet, wird enttäuscht – für mich ein klarer Pluspunkt. Im gesamten ersten Teil des Prequel Spin-Offs zu „Infiziert“ sind schwärmerische Gefühle absolut nebensächlich. Im Mittelpunkt stehen stattdessen die Zuneigung zwischen Geschwistern, Genetik, Forschung, illegale Machenschaften innerhalb eines Unternehmens und die schrecklichen Folgen.

Besonders überzeugt hat mich, wie bereits angedeutet, der Einfallsreichtum von Elenor Avelle. Die Protagonistin einen geradlinigen Weg nach Schema F laufen lassen? Nicht mit ihr. Rebecca muss einige Hürden überwinden, ehe sie den Gründen für das Verschwinden von Gabriella auf die Spur kommt. Sie zweifelt an der Welt und sie zweifelt an sich, denn die Tragweite der Beeinflussung und Einmischung von Genetics ist immens. Ich war erstaunt, was alles im Bereich des Möglichen ist, wenn Menschen mit Geld und Einfluss es darauf anlegen. Trotzdem gelingt es der Autorin, niemals den Bogen ins Unglaubwürdige zu überspannen. Jedes Szenario ist so ungeheuer realistisch, dass es mir eine Gänsehaut den Rücken hinunter jagte.

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„Was ist mit den Leuten dahinten?“, fragte Gill.
Fletcher schnitt eine Grimasse, die Gill nicht deuten konnte und schüttelte den Kopf. Bell schluckte schwer und sah Gill mit weit aufgerissenen Augen an. (Seite 376)

Die schlüssige Darstellung wird zudem dadurch verstärkt, dass die Autorin nichts übereilt. Wir erleben Rebecca und Gill über den Verlauf mehrerer Jahre hinweg in verschiedenen Stationen ihres Lebens und ihrer Karriere. Sie lernen, sie wachsen an Herausforderungen, sie scheitern, und das macht sie zu greifbaren und authentischen Charakteren mit individuellen Zielen.

Das Tüpfelchen auf dem I ist der Schreibstil der Autorin, der hervorragend zum Inhalt der Geschichte passt. Keine übertriebenen Ausschmückungen, sondern eine klare Sprache, die einen Seite um Seite umblättern lässt, um endlich schlau zu werden aus den Heimlichkeiten von Genetics. Und eines kann ich versprechen: Was dann kommt, macht definitiv Lust auf Teil 2!

Fazit

Eine beklemmende Geschichte, die mit Ideenreichtum, glaubwürdigen Charakteren und einem durchweg angenehmen Schreibstil punktet. Genetische Forschung trifft auf skrupellose Wissenschaftler und schon nimmt das Drama seinen Lauf. Doch trotz des brisanten Themas entwickelt sich die Story glaubwürdig: Alles in „Gefesselt – Der Anfang“ ist im Bereich des Möglichen. Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die Dystopien, post-apokalyptische Romane und Thriller gerne lesen.


Gefesselt – Der Anfang

avelle-gefesselt-der-anfangRebecca und ihre Zwillingsschwester sind unzertrennlich – bis Gabriella ein Jobangebot von der Firma Genetics erhält und kurz darauf spurlos verschwindet. Aus sämtlichen Erinnerungen getilgt, glaubt nur noch Rebecca an ihre Existenz. Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, macht sie sich auf die Suche nach den Verantwortlichen, nicht ahnend, in welche Gefahr sie sich begibt. Die Spuren führen sie von Berlin nach London, der Heimatstadt von Gill. Er möchte eigentlich Musik studieren, doch das kommt für seinen dominanten Vater nicht in Frage. Um seinem Einfluss zu entkommen, verpflichtet Gill sich der britischen Armee und wird dort viel tiefer in die Machenschaften von Genetics verstrickt, als ihm bewusst ist. Rebecca und Gill setzen Dinge in Gang, die sie nicht kontrollieren können – und der Ausbruch rückt unaufhaltsam näher.

„Gefesselt – Der Anfang“ ist der erste Teil eines unabhängigen Prequel Spin-Offs zu „Infiziert – Geheime Sehnsucht“.


Über Elenor Avelle

Auszug aus „Über mich“ auf elenoravelle.de: Ich bin eine fantasiegeladene Träumerin, die sich immer und überall kreativ auslebt. Schreiben, zeichnen und gestalten sind meine Passionen. In mir steckt ein hoffnungsvoller Weltverbesserer, der sich gerne in sozialen Projekten für Umwelt, Tier und Mensch einbringt und auch eine gehörige Portion Nerd. Mehr über die Autorin findet ihr hier.

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Verlagsinfos zum Buch

Verlag (Copyright Cover): Books on Demand
Preis:
 12.99 Euro
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3752820409
Erschienen: 2. Juli 2018
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3 Gedanken zu “Gefesselt – Der Anfang von Elenor Avelle |Rezension

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