Auf dem Jugendbuch „Drei Schritte zu dir“, im Original „Five Feet Apart“, basiert der bereits in den Kinos angelaufene gleichnamige Kinofilm, mit Cole Sprouse und Haley Lu Richardson in den Hauptrollen. Es geht um Will und Stella, zwei an Mukoviszidose (medizinisch: cystische Fibrose, CF) erkrankte Teenager, die sich im Krankenhaus während einer Behandlung beziehungsweise Therapie begegnen. Mukoviszidose ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die nicht heilbar ist und die Lebenserwartung der Betroffenen auf maximal 40 Jahre beschränkt. Ansteckend ist Mukoviszidose nicht, doch CF-Patienten wird dringend geraten, einander nicht zu nahe zu kommen, um das Ansteckungsrisiko mit Infektionen zu minimieren. Zudem ist Will an der Bakterienart Burkholderia cepacia erkrankt, die bei Patienten mit Mukoviszidose ernsthafte Komplikationen verursachen kann. Doch was, wenn sich CF-Patienten ineinander verlieben? Wie soll man dann Abstand halten können? Um diesen Konflikt und das Leben mit der Krankheit geht es in dem Buch. Wie es mir gefallen hat, erfahrt ihr hier.
I wonder, all too often, what it would be like to have lungs this healthy. This alive. I take a deep breath, feeling the air fight its way in and out of my body. (Seite 1)
In „Five Feet Apart“ erfährt man sehr viel darüber, wie man mit Mukoviszidose lebt, welche Einschränkungen Erkrankte in Kauf nehmen müssen, welchen Risiken sie ausgesetzt sind und wie die Therapie abläuft. Das ist wirklich interessant, denn es ist ein komplexes Krankheitsbild, dessen Symptome auf vielfältige Art und Weise behandelt werden müssen. Zudem orientiert sich „Five Feet Apart“ an wahren Begebenheiten. Der Roman erzählt die Geschichte von Katie and Dalton Prager, die beide an Mukoviszidose erkrankt waren und die sich trotz der ärztlichen Empfehlung, Distanz zu wahren, ineinander verliebten und sogar heirateten. (Quelle: CNN „New film’s love story recalls tragic tale of a real-life ‚Fault in Our Stars‘ couple„) Der Roman trägt also eine starke und vor allem emotionale Botschaft. Denn anstatt keine Risiken einzugehen und möglichst lange zu leben, entschieden sich Katie and Dalton Prager für ein kurzes, dafür aber gemeinsames und vor allem glückliches Leben.
Dr. Hamid said I was a fighter. But I really don’t know that I am anymore. (Seite 128)
Angesichts dieses Hintergrunds waren mir die Figuren von Stella und Will sehr wichtig, denn sie müssen in meinen Augen diese Emotionen und diese Kraft transportieren. Im Grunde haben mir beide auch gut gefallen. Stella hat einen wunderbaren Humor und gleichzeitig hat sie ihr Leben und ihre Behandlung komplett unter Griff. Als sie Will kennenlernt, wird diese Kontrolle herausgefordert und sie wird mit der Frage konfrontiert, was ihr wirklich im Leben wichtig ist. Will ist ganz anders als Stella, er möchte das meiste aus der wenigen Zeit herausholen und nicht die Stunden seines Lebens mit Therapien vergeuden, die doch nichts wirklich ändern können. Es war schön, die Entwicklung der beiden zu verfolgen.
„Our best defense is distance. Six feet is the golden rule. […]As CFers, so much is taken away from us. […] So, after all that CF has stolen from me – from us – I’m stealing something back. […] I’m stealing three hundred and four point eight millimeters. Twelve whole inchens. One fucking foot of space, distance, length. […] Cystic fibrosis will steal no more from me. From now on, I am the thief.“ (Seite 172)
Was mir hingegen fehlte, war ein Zugang zu den beiden. Das liegt nicht an ihrem Charakter, sondern vielmehr am Roman selbst. Es wirkt auf mich, als diene der Roman nur als Mittel zum Zweck, den Film zu propagieren. So ist der Schreibstil zu kurz, zu knapp, die Geschichte liest sich bereits wie ein Drehbuch. Das liegt sicherlich daran, dass neben Rachel Lippincott zwei Drehbuchautoren an der Entstehung mitgewirkt haben. Im Ergebnis fühlt sich „Five Feet Apart“ dadurch leider an wie nichts halbes und nichts ganzes. Ist es nun ein Roman oder ein Drehbuch? Für einen Roman fehlte mir definitiv mehr – mehr Raum für die Figuren, um ihre Entwicklungen nachvollziehen zu können, mehr Raum für die Tragweite ihrer Entscheidung. So bleibt, anders als bei zum Beispiel „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, alles an der Oberfläche, was für mich sehr unbefriedigend war. Außerdem erwarten den Leser wenig Überraschungen, der Plot folgt gängigen Mustern. Im Grunde ist „Five Feet Apart“ nicht mehr, als ein Buch zum Film, in dem die Handlung des Films grob zusammengefasst wird.
Fazit
„Five Feet Apart“ (dt. Drei Schritte zu dir) von Rachel Lippincott, Mikki Daughtry und Tobias Iaconis möchte eine gefühlvolle Liebesgeschichte im Stil von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ sein. Dabei sind die Figuren im Grunde sympathisch und es ist auch gut, dass die Autoren das Thema Mukoviszidose aufgreifen und so einer breiten Masse zugänglich machen, was es bedeutet, mit dieser Krankheit zu leben. Allerdings konnte ich mich nicht in die Figuren einfühlen. Das liegt maßgeblich am Schreibstil, der eher einem Drehbuch gleicht als einem Roman. Zu schnell werden Szenen und emotionale Momente abgehandelt, es bleibt dem Leser kaum Zeit, sich voll und ganz darauf einzulassen und so Teil der Geschichte zu werden. Zudem ist die Erzählung sehr vorhersehbar, sie gleicht einem 08/15 Blockbuster, der es leider nicht schafft, zu überraschen. Beides in Kombination hat leider zur Folge, dass mich „Five Feet Apart“ nicht begeistern konnte.
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Drei Schritte zu dir
Stellas einzige Überlebenschance ist eine neue Lunge. Bis es soweit ist, muss sie sich von allem und jedem fernhalten, um ihr ohnehin schwaches Immunsystem nicht zu gefährden. Ohne Ausnahme.
Will ist ganz anders – er lässt sich nicht unterkriegen und ist bereit, auf volles Risiko zu gehen. Sobald er 18 ist, wird er dem Krankenhaus den Rücken kehren, um endlich mehr von der Welt zu sehen.
Vor allem aber ist Will jemand, von dem Stella sich fernhalten muss. Wenn er sie auch nur anpustet, könnte sie infiziert werden. Beide könnten sterben. Aber je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr fühlt sich der vorgeschriebene Sicherheitsabstand zwischen ihnen wie eine Strafe an. Wäre ein bisschen mehr Nähe wirklich so tödlich – vor allem, wenn sie verhindert, dass ihre Herzen brechen?
Über die Autoren
Rachael Lippincott wurde in Philadelphia geboren und wuchs in Pennsylvania auf. Sie absolvierte einen BA Studiengang in English Writing an der University of Pittsburgh. Zurzeit lebt sie in Pittsburgh, Pennsylvania, wo sie ihre Zeit zwischen dem Schreiben und dem Betrieb eines Foodtrucks aufsplittet.
Mikki Daughtry stammt aus Atlanta, Georgia. Sie hat einen Abschluss in Theaterwissenschaften von der Brenau University. Mikki Daughtry lebt in Los Angeles, wo sie als Drehbuchautorin arbeitet.
Tobias Iaconis wurde in Deutschland als Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen geboren. Er studierte Englische Literatur am Haverford College in Philadelphia und arbeitet nun als Drehbuchautor in Los Angeles, wo er mit seiner Familie lebt.
Verlagsinfos zur deutschen Ausgabe
Verlag (Copyright Cover): dtv Verlag
Preis: 16.95 Euro
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-423-76252-6
Erscheinungstermin: 24. Mai 2019
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Weitere Stimmen zum Buch
Sandy von Nightingale’s Blog | René von René We | Ina von Ina’s Little Bakery | Nanni von Fantasie & Träumerei
Hey! Ich habe das Buch letztens aus der Buchhandlung mitgenommen, obwohl die Thematik eigentlich gar nicht so meins ist. ‚Das Schicksal ist ein mieser Verraeter‘ habe ich geliebt und ich bin nun sehr gespannt wie mir diese Geschichte gefallen wird. 🙂
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Ich bin auch sehr gespannt, wie es dir gefallen wird! Die Meinungen sind ja so unterschiedlich 🙂 Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß!
Liebe Grüße
Anna
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