„Hard to say I love you“ von Julie Chapel ist der erste Roman, den ich aus dem Programm des neuen Paperback-Labels Moon Notes der Verlagsgruppe Oetinger gelesen habe. Ein Label mit der Überzeugung, „dass alle Menschen gleich sind. Geschlecht, Alter, Aussehen, Religion, und sexuelle Orientierung spielen für uns keine Rolle. Es zählt nur die Leidenschaft für Bücher.“ Wer sich also abseits dieses Titels umschauen möchte, dem sei das sehr ans Herz gelegt. In „Hard to say I love you“ geht es um die Liebe zum geschriebenen Wort, sei es Slam Poetry, Kurzgeschichte, Haiku und mehr. Zudem geht es um (CN) Mobbing, den Verlust von Familienmitgliedern und darum, wie das kreative Schreiben und die Liebe dazu beitragen können, sich mit diesen Erfahrungen auseinanderzusetzen und sie zu verarbeiten.
WeiterlesenJugendbuch
Crave von Tracy Wolff | Rezension
Ja, „Crave“ von Tracy Wolff ist ein Buch über Vampire und ja, es sieht den „Twilight“-Ausgaben übertrieben ähnlich – dennoch (oder vielleicht auch gerade deswegen) war ich neugierig auf diese Geschichte. Kann sie sich von der Twilight-Vampirromanze abheben oder betritt Wolff die gleichen ausgetretenen Pfade? Wird die Protagonistin dem Vampir wieder relativ willenlos verfallen? Wird der Vampir wieder blendend schön sein? Wird er im Sonnenschein funkeln? Zumindest die letzte Frage kann ich mit einem eindeutigen „Nein“ beantworten. In „Crave“ funkelt niemand. Höchstens der Schnee im Sonnenlicht. Was den Rest angeht, nun, hier gestaltet es sich schwieriger, denn in einigen Aspekten gleicht „Crave“ der Reihe von Stephenie Meyer durchaus: Ein Mädchen begegnet einem charismatischen und extrem gutaussehenden Vampir, sie verlieben sich ineinander und ihr Leben ist diverse Male in Gefahr. Dennoch kann sich die neue Vampir-Reihe von Meyers Werk abgrenzen und, nennt es Guilty Pleasure, aber ich hatte tatsächlich schlicht und einfach Spaß beim Lesen von „Crave“.
WeiterlesenMein Leben als lexikalische Lücke von Kyra Groh | Rezension
„Mein Leben als lexikalische Lücke“ von Kyra Groh handelt von Benni und Jule, zwei Jugendlichen, die sich selbst als „lexikalische Lücke“ beschreiben. Die Bezeichnung steht dafür, die eigenen Gefühle nicht in Worte fassen zu können und/oder nicht dazuzugehören. Jule hadert mit ihren Eltern und ihrem Bruder und deren rassistischen Meinungen und Äußerungen. Benni’s Mutter leugnet wissenschaftliche Fakten und stellt ihren Glauben über alles. Sowohl Benni als auch Jule fühlen sich nicht zugehörig, sehen sich aber außerstande, dies zu ändern. In ihrem neuen Roman schildert Kyra Groh sehr feinfühlig, wie es sich anfühlt, solch eine „lexikalische Lücke“ zu sein und wie sich diese Lücke unter Umständen schließen lässt. Gleichzeitig ist es auch eine wunderschöne, ernsthafte und authentische Liebesgeschichte.
WeiterlesenFreundschaft kommt auf leichten Füßen von Katie Clapham | Rezension
„Freundschaft kommt auf leichten Füßen“ von Katie Clapham ist ein frisches und humorvolles Jugendbuch, das von drei Mädchen handelt, die über das Laufen unerwartet zueinander finden. Sie schlagen sich mit typischen Problemen für dieses Alter herum – sind meine Freundinnen eigentlich noch meine Freundinnen, bin ich gut genug, wer bin ich eigentlich und welche Art Mensch möchte ich sein? Das hat mich direkt auf das Buch neugierig gemacht und auch wenn ich anfangs etwas skeptisch war: das Laufen verleiht den Gefühlen und Erlebnissen der Geschichte perfekt Ausdruck. Eine sehr gelungene Kombination. Aber dass Clapham ein Händchen für Jugend- und Kinderbücher hat liegt nahe, schließlich führt sie gemeinsam mit ihrer Mutter seit 2010 die preisgekrönte unabhängige Buchhandlung „Storytellers, Inc.“ und rezensiert darüber hinaus Kinderbücher.
WeiterlesenGemma. Sei glücklich oder stirb von Charlotte Richter | Rezension
„Gemma. Sei glücklich oder stirb“ ist ein ziemlich provokanter Titel, finde ich, zumindest für ein Jugendbuch. Bei einem Thriller würde er als normal durchgehen, doch davon ist die Handlung recht weit entfernt. Ich stehe dem Titel zwar skeptisch gegenüber, inhaltlich geht es in diesem Near-Future-Fantasyroman jedoch tatsächlich um genau das: Wer nicht glücklich ist, stirbt. Denn vor weniger als hundert Jahren, also in unserer Gegenwart, landete „der Glanz“ aus dem Weltraum in einer Stadt in Deutschland. Alle Menschen in unmittelbarer Umgebung starben und der Glanz, ein regenbogenfarbig schillerndes Etwas, überzog den Himmel rund um den gesamten Erdball. Fortan müssen die Menschen glücklich sein, wer dies nicht ist, löst sich in besagtem Glanz auf. Klingt ziemlich nach Science-Fiction, oder? Auf jeden Fall ist die Idee ungewöhnlich und da der Roman zudem aus der Feder einer deutschen Autorin stammt, war ich neugierig genug, um diesen Titel zu lesen. Wie mir „Gemma. Sei glücklich oder stirb“ gefallen hat, erfahrt ihr hier.
WeiterlesenWie man eine Raumkapsel verlässt von Alison McGhee | Rezension
Sowohl am Klappentext als auch an diesem großartigen Cover kam ich nicht vorbei. „Wie man eine Raumkapsel verlässt“ von Alison McGhee hatten mich vom Fleck weg neugierig gemacht. „Will ist einer, der geht“, lautet der erste Satz vom Klappentext. „Manchmal muss man sich den Tag rauslaufen“, sagt er. Er geht an vielen Orten und Menschen vorbei, doch viel interessanter sind die Orte, an denen er nicht vorbeigeht. Eine Brücke, einen Laden und das Haus seiner besten Freundin. Warum das so ist, erschließt sich dem/r Leser/in erst im Verlauf des Buches. In kurzen Episoden wird Will’s Alltag eingefangen, kleine Momentaufnahmen, mehr nicht, manchmal bestehen die Episoden gar nur aus Gedanken. Ich hatte anfangs mehr erwartet, ich war enttäuscht, dass dieser Roman nicht mehr Text hat, nicht ausführlicher beschreibt, nicht mehr in die Tiefe geht. Denn das Thema an sich ist wahnsinnig gut und interessant! Warum nur so wenige Zeilen darauf verwenden? Doch nun, im Nachhinein, merke ich, dass zumindest auch so etwas nachwirkt.
WeiterlesenDie Liebesbriefe von Abelard und Lily von Laura Creedle | Rezension
„Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ ist das Jugendbuch-Debüt von Laura Creedle. Darin geht es um ADHS, Legasthenie, Asperger, Liebe, Familie, Schule und Freundschaft. Eine ungeheure Bandbreite und doch hängen all diese Themen ganz eng miteinander zusammen. Lily hat ADHS und Legasthenie. Abelard leidet an Asperger. Für beide sind der Schul- und Familienalltag eine Herausforderung, Lily belastet zusätzlich die Trennung ihrer Eltern. Trotz allem bemüht sie sich, die erforderlichen Leistungen für die Schule zu erbringen und scheitert doch immer wieder. Die Medikamente helfen, doch sie lassen die Welt stumpf erscheinen, sie hat keinen Appetit mehr, weder auf Essen, noch auf das Leben an sich. So kämpft sie Tag für Tag – mit sich, ihren fliegenden Gedanken, ihrer Impulsivität, ihrem Drang, wegzulaufen vor allem, was sie belastet. Bis sie sich dazu entschließt, die Medikamente abzusetzen und sich ausgerechnet in Abelard verliebt, der in fast jeglicher Hinsicht ganz anders ist als sie.
WeiterlesenZwischen uns tausend Bilder von Neda Alaei | Rezension
Es gibt Bücher, die treffen mich einfach mitten ins Herz. „Zwischen und tausend Bilder“ von der norwegischen Autorin Neda Alaei ist eines davon. Jedes Wort hinterließ eine brennende Spur. Wow. Ich hatte das schon im Gefühl, als ich in der Vorschau des Thienemann-Esslinger Verlags zum ersten Mal darüber stolperte, doch dass es mich derart berührt, hatte ich nicht erwartet. Es geht um Sanna, deren Mutter vor einem Jahr starb, und die sich seitdem um ihren Vater kümmert, der sich entweder in seine Arbeit stürzt oder gar nicht erst aufsteht. So oder so ist er eines nie – für Sanna da. Sie versucht, so gut es geht zurechtzukommen, Schule, Haushalt und die Abkehr ihrer besten Freundin zu bewältigen und den Vater zu umsorgen. Und dann ist da noch Yousef, der Neue in ihrer Klasse, der Fotografie genauso liebt wie sie und an den sie immer öfter denken muss. Über all dem vergisst sie jedoch, an jemand ganz Wichtiges zu denken, nämlich sich selbst. Was solche ein Situation emotional, psychisch und körperlich mit einem jungen Menschen macht, davon erzählt dieses Buch.
WeiterlesenMarilu von Tania Witte | Rezension
Nachdem mich Tania Witte zuletzt mit „Die Stille zwischen den Sekunden“ völlig vom Hocker gehauen hatte, schickte mich die Autorin mit „Marilu“ nun direkt wieder auf eine emotionsgeladene Reise. Die Reise schmerzte enorm, manchmal drohte sie mich zu erdrücken, doch am Ende konnte ich spüren, wie sich aus alldem Stärke und Mut entwickelten. Den Mut, das Leben in all seinen Facetten zu spüren und darauf zu vertrauen, dass man damit umgehen kann. Und die Stärke, die aus Freundschaft erwächst und daraus, sich anderen anzuvertrauen. Ein intensives Leseerlebnis, zu dem ich euch hier mehr erzählen möchte.
[Content Note: psychische Erkrankungen, Suizid, Selbstverletzung]
WeiterlesenDiese eine Lüge von Dante Medema | Rezension
Dante Medema reduziert „Diese eine Lüge“ auf das Wesentliche und erzielt damit eine maximale Wirkung. Erinnert hat mich dies an „The Wicker King“ von Kayla Ancrum, worin in komprimierten und teils surrealen Szenen von einer schwierigen Freundschaft erzählt wird. Dante Medemas Geschichte besteht aus Gedichten, E-Mails und Chatnachrichten, und dennoch (oder gerade deswegen) schafft sie es, tiefe Gefühle besonders hervorzuheben. Es geht um Delia, die im Rahmen eines Schulprojekts ihre DNA testet und herausfindet, dass ihr Vater nicht ihr biologischer Vater ist. Vermutet hatte sie es schon lange, doch die Bestätigung wirbelt ihr Leben dennoch vollkommen durcheinander. Gleichzeitig muss sie sich weiter mit dem begonnenen Projekt auseinandersetzen und sich mit ihren Gefühlen für ihren Kindheitsfreund Kodiak befassen. Eine aufwühlende Handlung und ein Roman, der nicht nur aufgrund der Erzählform auffällt.
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