Der Schein von Ella Blix | Rezension

„Der Schein“ ist das gemeinsame Werk der Autorinnen Antje Wagner (u.a. „Schattengesicht„) und Tania Witte (u.a. „Die Stille zwischen den Sekunden„) und vereint daher Wagners wunderbaren Hang zum Mysteriösen mit authentischen Figuren und Humor. Das Ergebnis ist eine Internatsgeschichte der etwas anderen Art, die besonders für jüngere Leser geeignet ist. Es geht um Alina, deren Mutter früh verstarb, und die von ihrem Vater auf das Internat Hoge Zand geschickt wird. Dieses befindet sich auf der fiktiven Ostseeinsel Griffiun und hier geschehen seltsame Dinge. Angefangen bei dem ziemlich schrägen Kiosk-Betreiber Mühstetter, dem unheimlichen schwarzen Schiff, das alle zehn Jahre vor der Nordküste der Insel erscheint und um das sich zahlreiche Mythen und Legenden ranken, bis hin zu Tinka, einem Mädchen, dem Alina bei einem Ausflug in das Naturschutzgebiet begegnet und dem sie sich auf unerklärliche Weise verbunden fühlt. Ein perfektes Rezept für eine abenteuerliche Geschichte. Wie sie mir letztendlich gefiel, erfahrt ihr hier.

War das wirklich der richtige Weg? Der Gang sah nicht so aus, als würde er besonders häufig benutzt. Das Blau des Teppichs schien staubig, und das Knispeln der schwachen Lampe machte mich nervös. Mit jedem Schritt hatte ich das Gefühl, mich mehr und mehr vom Leben zu entfernen. (Seite 62)

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Flamingofeuer von Laura Lay | Rezension

Darf es literarisch im Frühling etwas verspielter sein? Vielleicht eine Kombination aus Erotik, viel Humor, Fantasie und klugem Storytelling? Dann ist „Flamingofeuer“ von Laura Lay, dem Pseudonym von Antje Wagner, exakt das richtige Buch. Zugegeben, mich hatte die Vorstellung, einen erotischen Roman zu lesen, zuerst ein wenig abgeschreckt. Aber wenn ich einem Verlag vertraue, dann ist es der Ulrike Helmer Verlag, mit dem ich bislang ausschließlich positive Leseerfahrungen gemacht habe („Schattengesicht“ von Antje Wagner sowie „Alle Farben der Nacht“ von Jonas Zauels), und wenn ich einer Autorin vertraue, dann Antje Wagner. Sie schreibt schlicht phänomenal gut und zaubert einfach immer wieder Überraschungen aus dem Hütchen. So auch in „Flamingofeuer“.

[Er] Klickte auf Neues Dokument, sah erst auf die Rhododendronblüten, die im Wind zitterten, dann auf den blinkenden Cursor. Er dachte an Tanja R. und spürte die Wut in sich brodeln. Heiß. Er atmete tief durch.
Dann tippte er:
Fieber. (Seite 64)

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Vakuum von Antje Wagner | Rezension

Alissa zog ihr Handy heraus. Sie wählte 110.
Nach einer Weile senkte sie das Handy wieder und wählte erneut.
„Was ist los?“, fragte Leon nervös.
„Bei 110 hebt keiner ab.“ (Seite 142)

In diesem Buch eine Pause einlegen? Fehlanzeige. Viel zu spannend ist „Vakuum“ von Antje Wagner. Sie verstrickt Fantasy, Mystery, Horror und Drama in ihrem Jugendbuch – eine überraschend gut funktionierende Mischung. Vor allem, weil die Autorin darüber hinaus nicht vergisst, ein waches Auge auf die komplexen Gefühlswelten ihrer Charaktere zu haben.

Die fünf Jugendlichen Alissa, Leon, Tamara, Hannes und Kora tragen jeder ihr Päckchen mit sich herum, über das sie sich beharrlich ausschweigen. Die Vergangenheit wird fein säuberlich aus ihrem Leben geschnitten. Doch so einfach ist es nicht, denn verdrängte Erfahrungen und Erinnerungen sind starke Treiber, die jeden der Fünf in ihrem Wesen und in ihrem Alltag unbewusst beeinflussen und lenken. Kora zum Beispiel kapselt sich in der Jugendhaft auffallend von allen anderen ab. Hannes muss aus unerfindlichen Gründen jeden Abend zu einer bestimmten Uhrzeit irgendwohin und meidet ebenfalls den Kontakt zu Familie und Freunden. Tamara verliert sich in Klängen und Musik, um den Konflikten mit der Stiefmutter zu entfliehen. Alissa ist innerlich erstarrt, seit sie aus ihrer Heimatstadt weggezogen ist, während ihr Bruder Leon obsessiv fotografiert und verzweifelt ihre Nähe sucht. All dies schildert Antje Wagner äußerst feinsinnig, so dass allein dies mich schon bei der Stange hielt.

Doch dann bleibt plötzlich die Zeit stehen. Alle Menschen und Tiere verschwinden und die Fünf sind auf sich alleine gestellt. Sie finden einander durch unerklärbare Hinweise und Briefe und beginnen mit der Suche nach Antworten, nach Erklärungen für das, was geschehen ist. Warum sind nur sie noch hier? Was hat es mit dem Stillstand der Zeit auf sich?

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Hyde von Antje Wagner | Rezension

Es war eine einzige große Unglaublichkeit, aber manchmal, das wusste ich ja, manchmal war gerade das Unglaubliche das überzeugendste Detail an einer Geschichte. (Seite 397)

Wer die Autorin Antje Wagner noch nicht kennt, sollte dies mit ihrem neuen Roman „Hyde“ unbedingt ändern, denn der ist eine Wucht! Er ist komplex und dramatisch, verwunschen und unheimlich, schlicht brillant. Ich geriet von der ersten Zeile an in die Fänge dieser Geschichte, begleitete die Protagonistin Katrina auf ihrem anstrengenden, aufreibenden und bisweilen schockierenden Weg. Dabei rüttelt die Autorin beständig an dem, was man zu glauben meint, bewirft einen mit neuen Erkenntnissen und noch nicht ganz greifbaren Zusammenhängen, die sich verdichten, bis man voller Atemlosigkeit durch die letzten Seiten rast. Ein tolles Erlebnis.

„Hyde“ lässt sich dabei in kein Genre zwängen, zu vielseitig ist die Geschichte. Es geht um Katrina, die auf der Suche nach Arbeit durch das Land zieht. Ein Geheimnis umgibt sie, das weiß man von Beginn an – immerhin versteckt sie einen Teil ihres Gesichtes nicht grundlos unter einem Tuch. Und sie ist voller Wut. Wut, da ihrem Vater und ihrer Schwester irgendetwas zugestoßen ist. Sie muss Geld zusammenbekommen, damit sie Rache üben kann. So weit die Fakten, alles weitere bleibt in der Schwebe.

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Schattengesicht von Antje Wagner | Rezension

Bleib bei mir, dachte ich. Bleib bei mir, und nichts wird jemals schief gehen. (Seite 104)

Wer auf der Suche nach einem Geheimtipp ist, der sollte unbedingt einen Blick in „Schattengesicht“ von Antje Wagner werfen, denn ich war der Geschichte von der ersten Seite an verfallen. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich übte sie eine enorm starke Sogkraft aus. Auf dem Cover steht „Thriller“, doch es steckt so viel mehr darin. Danke daher an die Autorin, die auf meinen Blog aufmerksam wurde und mich wiederum mit der Nase auf ihr Buch stieß, und danke auch dem Ulrike Helmer Verlag, der mir nach „Alle Farben der Nacht“ von Jonas Zauels ein weiteres Mal ein Buch anvertraute.

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