Mit „Call Me By Your Name“ schrieb André Aciman eine herzerwärmende, leidenschaftliche und vor allem authentische Liebesgeschichte. Es geht um Elio und Oliver, ihre vorsichtige Annäherung, ihre Gedanken, ihre tiefsten Gefühle. Ein ganz besonderes Buch! 2017 wurde der Roman mit Armie Hammer und Timothée Chalamet in den Hauptrollen außerdem sehr erfolgreich verfilmt. Umso schwerer ist es nach solch großer Anerkennung, diese Geschichte weiterzuerzählen. Natürlich möchten alle wissen, wie es mit Elio und Oliver weitergeht – werden sich sich wiedersehen, werden sie wieder zusammenkommen? Doch was könnte eine Fortsetzung dann anderes sein, als eine Wiederholung des bereits Gelesenen? Daher verfolgt Aciman in „Find me (Finde mich)“ einen ganz anderen Ansatz, der nicht alle Leser glücklich machte. Wie mir der Roman gefallen hat, erfahrt ihr hier.
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Dunkelgrün fast Schwarz von Mareike Fallwickl | Rezension
Mit ihrem Debütroman „Dunkelgrün fast Schwarz“ wirbelte Mareike Fallwickl die Welt der Buch- und Literaturblogger durcheinander. Kaum ein Tag verging, an dem sich Leser*innen nicht mit überschwänglichen Meinungen zu diesem Werk äußerten. Grund genug, gespannt zu sein auf die Geschichte von Moritz, Raffael und Johanna, deren Bekanntschaft ich nun endlich persönlich machen durfte. Wie haben sie mir gefallen? Moritz, der zurückhaltende, stille junge Mann ohne Rückgrat, Johanna, die junge Frau voller Sehnsucht, Selbstzweifeln und Selbsthass, und Raffael, der über allem zu thronen scheint, der Menschen um sich herum quält und mobbt, nur um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Die Autorin beleuchtet auf äußerst berückende und bedrückende Weise die Dynamik dieser Dreiergemeinschaft.
WeiterlesenAm Anfang eines Lebens von Hanna Hommes | Rezension
Die Rezension von „Am Anfang eines Lebens“ von Hanna Hommes wird ein Balanceakt, denn es ist eine fifty-fifty Angelegenheit. Ein Teil des Gesamtpakets gefiel mir gut, der andere Teil hingegen gefiel er mir leider nicht. Doch zunächst ein paar Worte zum Thema: Es geht um Katharina, eine junge Frau Anfang Dreißig, die ihr Leben, ihre Entscheidungen und schlussendlich auch sich selbst infrage stellt. Mit diesem Thema konnte ich mich gut identifizieren, denn in diesem Alter ist man meist im Beruf angekommen, vielleicht hat man schon eine Familie, und dann kommt die Frage: Bin ich eigentlich mit meinem Leben zufrieden? Und wenn nicht, welche Entscheidungen muss ich treffen und welche Folgen haben diese Entscheidungen? Auch ihre Beziehungen stellen Katharina vor viele Fragen. Wieso ist sie in einer Beziehung nie wirklich glücklich? Liegt es an der Beziehung, am Partner oder gar an ihr selbst?
Was hatte ich schon erreicht, eine Grundschullehrerin, die ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern hatte, eine erwachsene Frau, die immer noch nicht wusste, wohin es in ihrem Leben gehen sollte, weil sie die wichtigen Entscheidungen in ihrem Leben falsch getroffen hatte. (Seite 126)
Postscript – Was ich dir noch sagen möchte von Cecilia Ahern | Rezension
Mit „Postscript – Was ich dir noch sagen möchte“ knüpft Cecilia Ahern an ihren Erfolgsroman „P.S.: Ich liebe dich“ an, der im Jahr 2005 erschien. Die Geschichte um Verlust und Trauer, aber auch Freundschaft und Hoffnung bewegte mich damals sehr und so begann ich ihren neuen Roman mit einigen Erwartungen zu lesen. In mancher Hinsicht wurden die Erwartungen erfüllt, doch zu großen Teilen kam „Postscript“ leider nicht an den Vorgänger heran. Warum das so war, erläutere ich in meiner Rezension. Doch zuvor möchte ich noch ein Lob an die Agentur „ehrlich & anders“ aussprechen, die das Erscheinen des Buches mit einer Aktion begleitet haben. Ganz im Sinne der Geschichte von Holly und Gregg wurden drei Briefe verschickt, die Zitate aus dem Buch beinhalteten sowie Fragen, die zum Nachdenken anregten. Der finale Brief enthielt eine To-Do-Liste mit Aufgaben, mit denen ich mir, aber auch anderen etwas Gutes tun kann. Diese Aktion hat mich begeistert und dafür möchte ich mich herzlich bedanken.
Wir wollen unseren Tod kontrollieren, unseren Abschied von der Welt, und wenn wir das nicht können, wollen wir wenigstens bestimmen, wie wir sie hinter uns lassen. (Seite 141)
The Only Story (dt. Die einzige Geschichte) von Julian Barnes | Rezension
Would you rather love the more, and suffer the more; or love less, and suffer the less? That is, I think, finally, the only real question. (Seite 3)
„Novel: A small tale, generally of love.“ Mit dieser Definition aus „A Dictionary of the English Language“ aus dem Jahre 1755 beginnt die Geschichte von Julian Barnes. Und um was geht es in „The only story“ (deutsch: Die einzige Geschichte)? Um die Liebe natürlich. Genauer gesagt um die Liebe von Paul und Susan. Paul ist jung, rebellisch und bisweilen etwas naiv. Er wächst in einem typischen Vorort von London auf, „The Village“ genannt, etwa 15 Meilen südlich der Großstadt. Dort beschäftigt er sich damit, die Erwachsenen in seinem Leben zu beobachten und ihr Verhalten zu verurteilen. Auf keinen Fall möchte er so werden wie sie, diese Art zu leben lehnt er ab, dagegen rebelliert er. Und als er Susan im örtlichen Tennisclub begegnet – älter als er, verheiratet und Mutter von zwei Kindern – stürzt er sich mit Euphorie, Vertrauen und Leichtsinn in eine Liebesgeschichte abseits jeglicher Konventionen, welche die Erwachsenen so schätzen. Diese Beziehung soll ihn und sein Leben definieren, sie soll ihn von allem abgrenzen, was er am biederen, oberflächlichen und verlogenen Leben der anderen hasst.
Kuss von Simone Meier | Rezension
Gut, Yann schnarchte ein wenig, im Alter würde es gewiss schlimmer werden, aber noch störte es sie nicht, noch störte sie sich nur selbst. Mit ihren ganz persönlichen Träumen und Gedanken. Mit denen sie sich nachts nicht nur um ein paar Zentimeter, sondern um kleine Welten von Yann entfernte, weil sie mit dem zu tun hatten, was zwischen ihnen gerade nicht stattfand. (Seite 58)
Das fröhlich-verspielte Cover von „Kuss“ von Simone Meier täuscht über den Inhalt hinweg. Dieser Roman ist weit mehr als ein leichtes Beziehungsdrama, es offenbart sich stattdessen ein Blick auf die dunklere Seite der menschlichen Seele. Er fördert Sehnsüchte, Begierden, Zweifel und erotische Fantasien zutage, die im Licht des Tages betrachtet geradezu irrsinnig erscheinen, und die dennoch in den Protagonisten Gerda, Yann und Valerie schlummern.
Valerie, spröde und zynisch, ist überzeugt, den Rest ihres Lebens nicht noch einmal mit einem Mann teilen zu wollen. Zu sehr liebt sie ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit. Oder ist es auch Verletzlichkeit, die durch ihre standhafte Verweigerung von Gefühlen und Nähe zum Ausdruck kommt? Gewinnt man vielleicht doch mehr, als man verliert, wenn man sich auf einen anderen Menschen einlässt? Gerda und Yann sind von außen betrachtet ein Vorzeigepaar – er hat einen guten Job, sie versucht sich unfreiwillig, aber nicht minder zufrieden, in der Rolle der Hausfrau, die das frisch bezogene Haus einrichtet und gestaltet. Ideale Voraussetzungen für die Familiengründung also. Doch was bleibt danach noch im Leben, wenn das Knistern des Neuen längst der Vergangenheit angehört? War es das? Und was, wenn dieses Fehlen, dieses Loch in einem selbst, einen dazu antreibt, sich anderen zuzuwenden. In der Fantasie, in Träumen. Und was, wenn dadurch etwas in Gang gesetzt wird, was unwiderruflich ins Unglück führt?