In Worte gefasst | Ein Herz für Bahnhofsbuchhandlungen 

Wird eine Buchhandlung geschlossen, bricht es mir jedes Mal das Herz. So auch jetzt, wenn ich nur daran denke, dass die Buchhandlung Ludwig im Kölner Hauptbahnhof schließen und der Bundespolizei Platz machen soll. Klar ist die Polizei am Bahnhof wichtig, doch warum muss es ausgerechnet eine Buchhandlung sein, die darunter zu leiden hat? Es könnte doch auch eines der vielen Bekleidungsgeschäfte treffen, oder eine der zig Bäckereien.

Mir brennt dieses Thema schon seit Wochen auf der Seele. Und euch? Hand hoch, wer von euch war schon einmal in einer Buchhandlung am Bahnhof? Also ich bin dort, wann immer ich mit ausreichend Zeit mit dem Zug fahre. Und das gilt nicht nur für die Buchhandlung Ludwig, sondern für jeden Bahnhof in jeder Stadt, die ich bisher besuchte. Früher war das sehr oft der Fall, beinahe täglich, bedingt durch das berufliche Pendeln. Die Buchhandlung war wie ein friedliches Auffangbecken nach der Arbeit. Erholung pur. Was ich damit sagen will: Bahnhofsbuchhandlungen sind enorm wichtig!

buch auf mauer

Vor allem Großstädte wollen vieles sein – und sie wollen vieles bieten: Kultur, Bildung, Wissenschaft und Umweltbewusstsein, um nur ein paar wenige Punkte zu nennen. Darin wird investiert, diese Projekte werden gehegt und gepflegt. Genau so ein wichtiges Gut sind aber auch Bücher und wo könnte man besser zeigen, wofür eine Stadt steht, als direkt am Bahnhof, dem Ort, an dem die Reisenden eintreffen und zum ersten Mal die Stadt betreten? Eine Bahnhofsbuchhandlung ist ein Aushängeschild, das zeigt: diese Stadt legt Wert auf Bildung, Unterhaltung, Kultur und vieles mehr.

Mehr Vielfalt neben McDonalds, dm, Douglas & Co.

Hinzu kommt, dass moderne Hauptbahnhöfe immer mehr zu Shopping Zentren ausgebaut werden. Man denke allein an den Berliner Hauptbahnhof. Dort kann man einen ganzen Tag verbringen und hat am Ende vermutlich noch immer nicht alles gesehen. Buchhandlungen sollten ein Bestandteil dieser Erlebniswelt sein, denn sie sind ein essentieller Bestandteil unseres Lebens, unseres Alltags. Sie bringen Vielfalt in die Bahnhöfe – neben den hundert Bäckereien, den tausend Drogerien.

Buchhandlungen sind ein Rückzugsort im hektischen Getriebe von Zügen und Reisenden

Was sie für mich persönlich so unglaublich wichtig macht ist das Gefühl von Heimat, das sie mir an fremden Bahnhöfen schenken. Buchhandlungen sind ein Wohlfühl- und Rückzugsort im Getriebe von Zügen und Reisenden. Zwischen den Büchern ist es ruhiger, weniger hektisch, man kann sich eine Pause erlauben und durchatmen. Dieses Gefühl kann mir kein anderes Geschäft an einem Bahnhof geben.

Praktisch sind sie außerdem! Ich habe es erst kürzlich beobachtet, nämlich zur Zeit der Leipziger Buchmesse. Lauter Lesende und Buchliebhaber waren unterwegs nach Leipzig, vier Tage lang. Und wie oft war das Buch, das einen für die Reise begleiten soll (gerne auch mehrere) bereits ausgelesen, ehe man wieder zu Hause war? Ein Glück, dass der Bahnhof beim Umsteigen eine Buchhandlung hat! Oder auch: Oh nein, der Zug hat eine Stunde Verspätung – was tun? Ach, da ist ja eine Buchhandlung, welch ein Glück!

Eine Bahnhofsbuchhandlung lädt zum Verweilen ein, sie lockt die Menschen wie ein heimeliges Wohnzimmer und flüstert ihnen leise zu: Herzlich Willkommen, hier in dieser Stadt.

Mitmachen?

Ich kann nur hoffen, dass die Stadt Köln eine andere Lösung finden wird, damit die Buchhandlung Ludwig erhalten bleiben kann. Ich bin mir sicher, dass dies nicht nur mir am Herzen liegt. Oder? Wer mag, kann sich beteiligen und sein „Plädoyer“ für Bahnhofsbuchhandlungen verfassen. Schreibt euren Link dazu gerne in einen Kommentar – und wer weiß, vielleicht bewirken wir ja etwas!