Wie kommt er dazu, sich mit diesem Mädchen abzugeben? Und dann wieder denkt er, es liegt an ihm, er ist völlig kaputt. Und dann will er nur noch einschlafen und seinem Bewusstsein entkommen, bevor es ihn ruiniert. (Seite 86)
„Uns gehört die Nacht“ von Jardine Libaire ist düster, intensiv und sexy. Yale-Student Jamey trifft die halb Puerto-Ricanerin Elise, die ohne Schulabschluss aufgewachsen ist. Der Zufall bringt sie zusammen, denn sie sind Nachbarn. Erst verbindet sie unverbindlicher Sex, später wird daraus jedoch mehr. Im Prinzip ist die Handlung schlicht, doch der Schreibstil und eine präzise und tiefgehende Charakterstudie machen mehr daraus. Jardine Libaire schreibt roh und gleichzeitig poetisch. Und roh, beinahe animalisch, ist auch die Beziehung von Elise und Jamey. Sie versprechen sich nichts, sehnen sich im Prinzip nur nach dem Körper des anderen. Wie Getriebene.
Und hier wird es spannend, denn was treibt die beiden an, sich in eine derart obsessive Affäre zu stürzen? Für das Innenleben der beiden findet Libaire ausdrucksstarke, aber oft nicht ganz greifbare Worte, so dass die Beweggründe und Gedanken im Verborgenen bleiben. Als seien Elise und Jamey sich dieser selbst nicht bewusst. Das hat mir sehr gefallen, denn wie oft handeln wir, ohne recht verstehen zu können, weshalb wir so handeln. Oft sind es einzig und allein die Gefühle, die uns leiten – ebenso wie Jamey und Elise ihren Gefühlen nachgeben und schauen, wo diese sie hinführen.