Die Hexenholzkrone 1 von Tad Williams | Rezension

Bücher von Tad Williams sind ein wahrer Schatz. Punkt. Ich könnte es hierbei belassen…

…mache ich aber natürlich nicht. Denn das wäre dem Werk von Tad Williams nicht angemessen. Mit seiner Osten Ard-Reihe, in die er seine Leser erstmals bereits vor 30 Jahren entführte, hat Williams ein episches Meisterwerk geschaffen. Wo heute vielleicht gesagt wird, Sarah J. Maas sei die Königin der fantastischen Erzählkunst, der möge bitte „Die Hexenholzkrone 1“ lesen – oder besser noch die vollständige Reihe, angefangen mit „Der Drachenbeinthron“. Dieses Buch war für mich als Teenager als absolute Entdeckung, ohne die ich dem Genre High Fantasy jetzt sicherlich kaum Beachtung schenken würde. Also, danke, Herr Williams!

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Die Geschichte vom Reich Osten Ard ist unglaublich facettenreich. Sie ist humorvoll, rau, spannend, magisch und gleichzeitig sehr realistisch – sie ist einfach ein Feuerwerk von allem. Tad Williams hat mit einer unglaublichen Hingabe an dieser Reihe gearbeitet, damals wie auch heute, er lebt seine Welt, ebenso wie seine vielen Freunde und Kollegen, die ihn in seiner Arbeit unterstützen. Es gibt eigene Sprachen für jedes Volk, Landkarten, Brauchtum und Historie sind perfekt konstruiert – einfach alles ist bis in das kleinste Details ausgearbeitet und durchdacht. Das muss man sich erst einmal vorstellen: Jedes Werk umfasst um die 700 Seiten – was für ein Wissen darin steckt! Ich bin jedesmal fasziniert, wenn ich darüber nachdenke. Daher ist es nicht verwunderlich, dass seine Leser diese Bücher mit einer, wenn überhaupt möglich, noch größeren Hingabe lesen.

Doch nun zum Buch selbst. Wer Osten Ard nicht kennt, kann in diese neue Reihe absolut problemlos einsteigen. Es gibt zwar hier und da Momente, in denen Charaktere in Erinnerungen schwelgen, diese versteht man jedoch auch ohne Hintergrundwissen. Ich selbst hatte die erste Reihe vor 20 Jahren gelesen und konnte mich auch nicht mehr an alles erinnern. Alle, die mit Osten Ard vertraut sind, erwartet ein Wiedersehen mit einigen lieb gewonnenen Charakteren. Allen voran Königin Miriamel und König Simon, die seit 30 Jahren über das Land regieren, außerdem begegnen wir Eolair, Tiamak, Isgrimnur und Binabik.

Da saßen sie alle, der König und die Königin, die Trolle aus dem fernen Yiqanuc, Tiamak, der im sumpfigen Wran geboren war, und der junge Morgan, verwirrt und frustriert von all den Dingen, die er nicht verstand. Und jetzt sind wir diejenigen, die das Reich schützen müssen, dachte er [Eolair]. (Seite 348)

In Osten Ard herrscht Frieden seit einem letzten, erbitterten Kampf gegen die Nornen (hierüber wird in „Das Herz der verlorenen Dinge„, einer Art Zwischenband, erzählt). Allerdings brodelt es im Untergrund, denn die Nornen, die sich in einem Berg vor den Menschen verschanzt haben, sinnen auf Rache. Viyeki und seine Tochter Nezeru sind zwei von ihnen, die, verwickelt in persönliche Schwierigkeiten, den Willen der Nornenkönigin ausführen. Im Gegensatz zur ersten Reihe, spielen die Nornen in dieser Fortsetzung eine größere Rolle, was ich persönlich sehr spannend finde, da man so auch die Gegenseite kennen- und in Teilen verstehen lernt. So bewegen sich zwei Pole aufeinander und der Konflikt spitzt sich unaufhaltsam zu. Für Spannung ist also mehr als genug gesorgt.

Frischen Wind in die Geschichte bringt Morgan, der Enkelsohn von Simon und Miriamel, dessen Vater Johan Josua bei einem Fieber verstarb. Er ist aufmüpfig und gelangweilt von den steifen Veranstaltungen, langen Reden und ganz allgemein von sämtlicher Politik. Lieber verbringt er seine Zeit mit seinen Freunden in Schenken und trinkt bis zum Umfallen. Doch in ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick vermutet, denn der Tod seines Vaters hat ihn verletzt. In welche Richtung er sich entwickelt, bleibt abzuwarten, doch ich bin mir sicher, dass ihn einige Abenteuer erwarten.

Der Wind scharrte am Zelttuch, und in diesem Moment schien jeder von ihnen dasselbe zu denken: Was draußen im Dunkeln lauern mochte, jenseits dieser hauchdünnen Wände. (Seite 463)

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Abseits der inhaltlichen Dramatik zeigt Tad Williams in „Die Hexenholzkrone 1“ wieder seine ganz große Stärke, nämlich die, plastische und sehr lebensnahe Charaktere zu erschaffen. Jeder steht für sich, trägt seine eigene Last aus vergangener Zeit mit sich, die ihn prägt, hart oder wahlweise auch empfindsam macht. Eolair, Tiamak, Morgan und alle anderen sind nicht nur einfach DA, für mich fühlt es sich beim Lesen fast so an, als würden sie mir gegenüber sitzen. Das schaffen nur wenige Autoren in diesem Ausmaß.

Fazit

Tad Williams hat mit „Die Hexenholzkrone 1“ eine fulminante, großartige, überragende High Fantasy Geschichte geschrieben, die an seine erste Osten Ard-Reihe anknüpft. Es ist aber auch für Leser ohne Vorkenntnisse geeignet. Ich bin begeistert und verliebt in diesen neuen Reihen-Auftakt, der alles hat, was richtig gute High Fantasy braucht – und mehr. Tad Williams ist und bleibt hiermit für mich ein absoluter Ausnahmeautor, der es bewerkstelligt, über mehr als 700 Seiten und mehrere Bände hinweg an seine Geschichte zu fesseln. Ich kann es nicht erwarten, „Die Hexenholzkrone 2“ zu lesen, die am 11. November 2017 erscheint.

♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Die Hexenholzkrone 1 – Der letzte König von Osten Ard 1

Osten Ard ist in Aufruhr. Seit 30 Jahre regieren König Simon und Königin Miriamel mit Weisheit und Güte über ihr Land. Doch die dunklen Mächte sammeln sich um die Nornenkönigin und wollen sich Osten Ard untertan machen.

Vor allem Prinz Morgan ist in Gefahr, denn die Feinde wollen seine Thronbesteigung verhindern und selbst die Macht erlangen. Da ruft König Simon seine alten Freunde zu Hilfe, und Binabiq, Aditu, Jiriki und Jeremias treten gemeinsam mit ihm gegen die Nornen und andere Widersacher an. Wird es einen gerechten Kampf geben? Können die Freunde Osten Ard verteidigen? Und wird Prinz Morgan unversehrt aus der Schlacht zurückkehren?

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Verlag und Copyright: Klett-Cotta Verlag
Preis:
 20.00 Euro
Format: Hardcover
ISBN: 978-3-608-94953-7
Erschienen: 9. September 2017
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Über Tad Williams


Tad Williams ist ein kalifornischer Superstar. Seine genre-erschaffenden und Genregrenzen sprengenden Bücher wurden mehrere zehn Millionen Male weltweit verkauft. Seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, fantastischen Geschichten jeglicher Art, Urban-Fantasyromane, Comics, Drehbücher etc., hatten einen starken Einfluss auf eine ganze Generation von Autoren. Tad arbeitet immer an mehreren geheimen Projekten. Er und seine Familie leben in den Bergen von Santa Cruz, in einem seltsamen und schönen Haus.

Die Reihe


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7 Gedanken zu “Die Hexenholzkrone 1 von Tad Williams | Rezension

  1. Ganz herzlichen Dank für deine Rezension! Das Buch wandert so gleich auf den Wunschzettel 😍

    Aber noch viel mehr danke ich dir dafur , dass du bei dem ganz „Queen Maas“ Geplapper nicht mitgehst!! Das freut mich wirklich riesig 😊 Bücher von Herrn Williams kenne ich zwar noch nicht, aber die ist definitiv nicht das Ende der Fahnenstange. Für mich ist Marion Zimmer Bradley meine Queen u d die ist auch die, die mich überhaupt zum Lesen von Romanen und zur Fantasy gebracht hat 💜

    Alles liebe,
    Franzy von Madame Buchfein

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    1. Oh das freut mich richtig zu hören! Ich liebe es, Menschen auf Bücher neugierig zu machen – warum sonst sollte ich einen Blog führen 🙂 🙂

      Ehrlich gesagt, kann ich den Maas-Hype überhaupt nicht verstehen und ich lese dazu auch schon gar keine Beiträge mehr. Da hast du hier auf meinem Blog also auch nichts zu befürchten 😉 Marion Zimmer Bradley mag ich sooo gerne! Ich habe alle ihre Bücher verschlungen, vor Jahren schon. Schön, in dir eine ebenso begeisterte Leserin gefunden zu haben ❤

      Liebe Grüße,
      Anna

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  2. Als begeisterter Leser aller Bücher von Tad Williams könnte ich nicht glauben dass er dieses Buch wirklich geschrieben hat .
    Keine Geschichte , keine Aktion, keine Fantasie, völlig langweilige Dialoge und Beschreibungen,keine psychologische Qualität
    Ich dachte ich lese das sehr schlechte Werk eines Erstling.
    Es tat und tut weh nach den grandiosen Werken von Tad Williams und ich verstehe die Begeisterung der Kritik nicht.

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    1. Guten Morgen 🙂

      Tatsächlich? Ich empfand es als recht ebenbürtig, aber das ist natürlich immer eine Geschmacksfrage. Für mein Empfinden waren genug Geschichte, Aktion und Fantasie vorhanden. Vielleicht entwickelt sich ja alles noch zu deiner Zufriedenheit. Wirst du denn weiterlesen?

      Viele Grüße,
      Anna

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  3. Ich bin vorhin schon an anderer Stelle über dieses Buch gestolpert und es wanderte sofort auf meine Wunschliste. Tatsächlich war mir der Autor bisher völlig unbekannt. Aber nun befasse ich mich mal nähger mit ihm, denn deine Begeisterung ist irgendwie ansteckend 😀

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