The Witch Queen. Entfesselte Magie von Verena Bachmann | Rezension

Eine Hexe, die für ein Verbrechen verantwortlich gemacht wird und ihre Unschuld beweisen muss? Ein attraktiver Gestaltwandler, der ihr dabei hilft? Eine magische Welt voller Geheimnisse? Manchmal muss so ein Buch wie „The Witch Queen. Entfesselte Magie“ von Verena Bachmann einfach sein – romantisch, magisch und spannend. Noch dazu, wenn es einen mit so einem wunderschönen Farbschnitt um die Finger wickelt. Hier hat sich der Carlsen Verlag viel Mühe bei der Gestaltung gegeben. Doch entgegen meiner Erwartungen konnte mich dieser Roman inhaltlich leider nicht überzeugen, meine Begeisterung endete bei der Optik. Da ich sehr viele positive Meinungen zu „The Witch Queen“ gelesen habe, verweise ich jedoch dringend darauf, im Zweifel auch diese zu lesen, da diese Rezension lediglich meine persönliche Sichtweise widerspiegelt. Welche Aspekte mir nicht gefielen, erfahrt ihr hier.

Angesichts des Genres hatte ich vollkommen mit Klischees gerechnet. Daher überraschte es mich natürlich nicht, dass ein Bad Boy (unnahbar, attraktiv, gefährlich und dominant) auf eine junge Frau trifft (überfordert, tollpatschig und hilfsbedürftig). Ja, ich weiß, Enju, so der Name der Protagonistin, ist nicht wirklich schwach. Sie wird als mutige und starke Hexe beschrieben, die sich von Männern nichts sagen lässt. Aber dennoch nimmt sie letzten Endes die Hilfe von Gestaltwandler Kayneth, alias der „Bad Boy“, in Anspruch. Und so sehr sie sich auch dagegen wehrt, ihn anziehend zu finden, Enju wird von Kayneth erobert. Somit haben wir hier eigentlich nur das etwas andere Klischee: Bad Boy will die Frau, diese ist stark genug, ihm vorerst zu widerstehen, doch letzten Endes gewinnt er sie doch für sich. Das ist für mich leider keine starke Heldin, wie es ihr Verhalten den Leser:innen suggerieren soll. Enju als emanzipierte Frau darzustellen, nur weil sie den ersten Avancen etwas entgegensetzt, nur um sich letztendlich doch auf Kayneth einzulassen, genügt mir nicht.

Doch unabhängig von dieser Liebesgeschichte, mit der ich in dieser Form gerechnet hatte und mit der ich daher grundsätzlich d’accord gewesen wäre, hatte ich enorme Schwierigkeiten, mich mit dem Schreibstil anzufreunden. „Tough“ und „Frauenpower“ habe ich in anderen Rezensionen gelesen, doch für meinen Geschmack war die Ausdrucksweise oft etwas zu vulgär und zu umgangssprachlich, stellenweise wirkten Sätze und Überleitungen sogar recht unbeholfen. Das machte es mir schwer, der Geschichte zu folgen, da ich immer wieder über den Schreibstil stolperte. Auch der Humor machte es mir nicht leichter, denn er traf nicht meinen Nerv. Das ist natürlich absolut Geschmackssache, doch auf witzig getrimmte Sprüche empfinde ich als anstrengend und sie bringen mich nicht zum lachen. Da der Roman zu weiten Teilen durch den Schreibstil und den Humor seine Dynamik erhält, stellte sich bei mir leider eher Langeweile ein.

„Ich will, dass du mich über jeden deiner Schritte auf dem Laufenden hältst!“
„Das heißt Ich möchte, und wenn du ganz viel Wert darauf legst, noch Bitte„, erwiderte ich.
„Reiz mich nicht, Prinzessin!“
„Ich fange gerade erst an!“

The Witch Queen. Entfesselte Magie, Seite 134

Einhergehend mit dem für mich nicht passenden Schreibstil, fand ich keinen Zugang zu den Figuren. Es fehlte an Tiefe und an echten Emotionen, wie ich fand. Beides wurde überlagert von lockeren Sprüchen, wodurch ich nie wirklich wahrnehmen konnte, wer Enju und Kayneth eigentlich sind. Was bewegt sie? Welche Ziele verfolgen sie? Wovon träumen sie? Dies wird zwar thematisiert, doch stets wirkte es oberflächlich. Mir reicht ein Kratzen an der Oberfläche jedoch nicht, ich möchte die Figuren richtig kennenlernen.

Gleichzeitig störte mich sehr, dass sowohl Mann als auch Frau recht häufig als reine Objekte betrachtet und auf ihre äußerlichen Attribute reduziert werden. Immer gleichberechtigt zwar, Kayneth wird als Mann beispielsweise genauso von oben bis unten gemustert wie Enju, doch auch so stieß das bei mir negativ auf. Ich mag es einfach nicht, wenn Körper auf derlei unangenehme und unangemessene Art und Weise kommentiert werden – auch wenn es im Gesamtkontext witzig wirken soll. Manche Dialoge beginnen sogar direkt mit sexuellen Andeutungen. Einerseits kann man sicherlich den offenen Umgang mit dem Thema Sex loben, doch meiner Meinung nach geht das – Pardon- geschmackvoller.

Sein Blick wanderte prüfend über mich und blieb dann ungeniert an meinen Brüsten hängen.
„Nicht schlecht. Etwas kurviger, als ich normalerweise mag, aber die würde ich nicht von der Bettkante stoßen“, eröffnete er dann.

The Witch Queen. Entfesselte Magie, Seite 99

Zu guter Letzt fehlte es mir leider auch an magischen Elementen und Magie in „The Witch Queen“. Ja, Enju ist eine Hexe und Kayneth ein Gestaltwandler, und ja, es gibt Nekromanten, Hexer und viele Wesen mehr. Doch die magische Welt ähnelte der unseren für meinen Geschmack allzu sehr. Ein Auto muss getankt werden, es gibt Clubs und Kasinos, Hotels und sogar ein Rotlichtmilieu. Hier hätte ich mir mehr Kreativität gewünscht, mehr Unabhängigkeit von unserer realen Welt, um zumindest ansatzweise in die Geschichte eintauchen zu können.


„The Witch Queen. Entfesselte Magie“ von Verena Bachmann hat leider in vielerlei Hinsicht nicht meinen Nerv getroffen. Der Schreibstil entsprach nicht meinem Geschmack und auch die Story konnte mich nicht überzeugen. Mir fehlte es an Tiefe bei den Figuren in dieser fantastisch-romantischen Geschichte und die vielen anzüglichen, oft unangenehmen sexuellen Andeutungen gefielen mir nicht. Viele andere konnte der Roman jedoch begeistern, daher lege ich interessierten Leser:innen nahe, auch noch weitere Rezension zum Buch zu lesen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.

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The Witch Queen. Entfesselte Magie

Copyright: Carlsen Verlag

Verlag: Carlsen Verlag
Preis: 15.00 Euro
Format: Softcover
ISBN: 978-3-551-58463-2
Erscheinungstermin: 28. Juni 2021

Die Hexe Enju will nach einem langen Arbeitstag in der Bar ihrer Tante nur eins: endlich in ihr Bett. Doch durch eine Verschiebung der Magie landet sie in einem Viertel der Stadt, in das sie normalerweise niemals einen Fuß setzen würde. In Lapislazuli spielt die Magie schon seit geraumer Zeit verrückt. Doch vor dem Club der Totenbeschwörer fühlt sie sich besonders seltsam an. Dort muss etwas Grausames geschehen sein, für das Enju plötzlich verantwortlich gemacht wird. Um ihre Unschuld zu beweisen, muss sie mit dem attraktiven Anführer der Beasts zusammenarbeiten, der eine ungeahnte Anziehung auf sie ausübt. Aber je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto näher kommt er dem Geheimnis um die wahre Königin der Hexen…

Autor:in:

Verena Bachmann, geb. 1987 in Aschaffenburg, lebt mit Hund und Katzen in einem kleinen Dorf im schönen Spessart. Nach einem freiwilligen ökologischen Jahr absolvierte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau und arbeitet heute in einem Unternehmen für Modeaccessoires. Die Liebe zu Büchern weckte im Grundschulalter Enid Blyton und inzwischen stapeln sich die vielseitigsten Romane in ihren Regalen. Doch trotz bunter Auswahl reichte lesen allein irgendwann nicht mehr aus und so beschloss sie ihre eigenen Gedanken ebenfalls einmal zu Papier zu bringen.


Bei diesem Titel handelt es sich um ein Rezensions- bzw. Presseexemplar. Für die Rezension habe ich keine Bezahlung erhalten. Auf meinem Blog findet ihr stets meine unabhängige und persönliche Meinung zu Titeln.


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