Grischa – Goldene Flammen von Leigh Bardugo | Rezension

Fantasy voller Spannung und Emotionen. Allerdings auch mit deutlich Luft nach oben.

„Grischa – Goldene Flammen“ von Leigh Bardugo lag sicherlich schon anderthalb Jahre auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Es ist eine dieser Geschichten, die mich vom ersten Moment an sehr reizte und schlicht anlachte. Doch dann kam ein Buch dazwischen, dann ein anderes und dann wieder das nächste. So schlich die Zeit vorbei und ich kam erst vergangene Woche dazu, mit Leigh Bardugo Bekanntschaft zu machen. Und nun? Nun frage ich mich, wo ich bloß Band 2 und 3 dieser wunderschönen Hardcover-Ausgabe herbekommen soll – denn die sind überall vergriffen…

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Band 1 der Grischa-Trilogie entsprach genau meinen Erwartungen. Fantasievoll, gefühlvoll und spannend. Wir begleiten Alina durch ihre Kindheit, die sie mit ihrem einzigen Freund Maljen verbringt. Sie sind beide Waisenkinder und das schweißt zusammen. So gehen sie gemeinsam durch dick und dünn und als Erwachsene dienen sie in der Ersten Armee des Zaren. Alina als Kartografin, Maljen als Fährtenleser. Doch dann soll die Armee die äußerst gefährliche Schattenflur passieren, in der die tödlichen Volkra lauern. Ein Vorhaben, dass das Leben von Alina und Maljen von Grund auf ändert.

Wie kann man diesem Einstieg widerstehen? Ein Wermutstropfen war jedoch, dass sich die Geschichte allzu sehr auf vertrautem Terrain bewegt. Grob zusammengefasst: Bei einem Mädchen werden ungeahnte Kräfte entdeckt, ihr Leben verändert sich von jetzt auf gleich, sie ist heimlich verliebt, sie begegnet einem dunklen und mächtigen Mann, der sie unerwartet in seinen Bann zieht, sie kämpft, lernt und entwickelt sich zu einer starken Frau. Nichts davon war wirklich neu.

Dennoch konnte mich „Grischa“ weitestgehend fesseln. Das liegt am sehr angenehmen Schreibstil von Leigh Bardugo. Sie lässt die Bilder lebendig vor Augen entstehen, schmückt ihren Text aber gleichzeitig nicht mit unnötigem Schnickschnack aus. Alles wirkt dadurch sehr realistisch.

Als ich einen Blick über die Schulter warf, war die Welt der Lebenden außer Sicht. Dunkelheit umgab uns, schwarz, allgegenwärtig, ohne Gewicht. Wir befanden uns auf der Schattenflur. (Seite 38)

Darüber hinaus beschleicht mich die Ahnung, dass das noch nicht alles gewesen ist. Spürbar wird dies im letzten Drittel des Buches, in dem sich letztendlich doch noch vieles anders entwickelt, als von mir erwartet. Das macht mich extrem neugierig auf Band 2, in dem es sicherlich viele interessante Dinge zu erfahren gibt über Alina, Maljen, den Dunklen und die Schattenflur. Auch Land und Politik werden hoffentlich eine noch größere Rolle spielen, denn beides hat Leigh Bardugo an das frühere Russland angelehnt. Sie ließ sich inspirieren von prunkvoll ausgestatteten Gebäuden und traditioneller Kleidung, aber auch von der Kultur und Regierung des Landes. Wer neugierig ist: Auf dieser Seite sind weitere Hintergründe zur Grischa-Welt zu finden.

Die ganze Welt wurde weiß.
Ich schloss die Augen, denn vor mir explodierte eine grelle Flut von Licht. Es schien meinen Kopf auszufüllen, mich zu blenden und zu ertränken. (Seite 42)

Hinsichtlich der Charaktere gefiel mir die innere Zerrissenheit Alinas sehr gut. Ihr Wunsch, dazuzugehören, ein Teil von etwas zu sein, war angesichts ihres Lebens ohne Eltern absolut plausibel. Sie ist verletzlich und empfindsam, hat aber früh gelernt, diese Seite von sich zu verstecken. Sie gibt sich stark und ist hart im nehmen. Gleichzeitig unterdrückt sie seit jeher ihre Gefühle für Maljen. Ich möchte Alina gerne noch besser kennenlernen und bin sehr gespannt, in welche Richtung sich ihre Gefühle entwickeln werden.

Noch viel mehr freue ich mich aber darauf, mehr über Maljen und den Dunklen zu erfahren. Ist Maljen wirklich nur ein Draufgänger und Frauenheld, oder steckt noch mehr in ihm? Was wird sein Part in der Geschichte sein? Hier ist wirklich alles offen. Ist der Dunkle derjenige, als der er sich in Band 1 offenbart, oder wird er noch andere Seiten von sich zeigen?

Fazit

Leigh Bardugo legt in „Grischa – Goldene Flammen“ den Grundstein für ihre Grischa-Reihe und bietet darin alles, was man sich als Leser von dem Genre wünschen kann. Einzelne Entwicklungen überraschen zwar nicht allzu sehr, doch Charaktere, Setting und Schreibstil überzeugen auf ganzer Linie. Insgesamt eine Fantasy-Geschichte mit etwas Luft nach oben, die ich jungen Lesern und Fantasy-Fans aber durchaus empfehle.

♥ ♥ ♥ ♥ | ♥

Grischa – Goldene Flammen (Band 1)

bardugo-grischa-goldene-flammen-taschenbuchAlina ist eine einfache Kartografin in der Ersten Armee des Zaren. Unscheinbar und still lebt sie im Schatten ihres Kindheitsfreunds Maljen, dem erfolgreichen Fährtenleser und Frauenschwarm. Keiner darf wissen, dass sie heimlich in ihn verliebt ist, am allerwenigsten er selbst. Erst als sie ihm bei einem Überfall auf unerklärliche Weise das Leben rettet, ändert sich Alinas Dasein auf einen Schlag. Man munkelt, sie hätte übermenschliche Kräfte, und nicht zuletzt der Zar selbst wird nun auf sie aufmerksam…

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Verlag (Copyright): Carlsen Verlag
Preis:
 7.99 Euro
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-551-31326-3
Erschienen: 22. Juli 2014
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Über Leigh Bardugo


wurde 1975 in Jerusalem geboren und wuchs in Los Angeles auf. Sie studierte an der Yale University. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Make-up-Artist. Grischa – Goldene Flammen ist ihr erster Roman, danach folgten zwei weitere Bände der Saga um die Sonnenkriegerin Alina.

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8 Gedanken zu “Grischa – Goldene Flammen von Leigh Bardugo | Rezension

  1. Hey!
    Der erste Band liegt schon eeewig bei mir auf dem SuB, das sollte ich scheinbar bald mal ändern.
    Richtig ärgerlich, dass es die HC Ausgaben nicht mehr gibt. Ich hatte Glück und konnte den zweiten bei Amazon ergattern. Aber ich glaube den dritten kann ich mir abschminken.
    Die TB finde ich wenig schön.. und eBook ist ja auch irgendwie blöd, aber letztendlich wird das darauf hinauslaufen.

    Liebe Grüße,
    Nicci

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  2. Ja, leider sind die schönen stilvollen Hardcover-Ausgaben alle vergriffen, nur Band 1 bekommt man mit Glück noch günstig. Ich war damals total begeistert vom ersten Teil, von der Fortsetzung allerdings ein bisschen enttäuscht, so dass ich irgendwie nie das Ende gelesen habe. Nach „Das Lied der Krähen“ hatte ich aber richtig große Lust, das nachzuholen …. und dann direkt das gleiche Problem, wie du… vergriffen. Ich habe jetzt das e-book gekauft und stelle fest, dass man Reihen nicht solange unterbrechen sollte. Es ist doch etwas kompliziert, wieder rein zu kommen. 🙂

    LG,
    Alex

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